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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

mit fünfzehn Ahnen gleichen, rächen sich zuweilen dadurch, daß sie ihre Hälse nach ihnen ausstrecken und ein gellendes Geschnatter von sich geben, welches die vornehmen Flamingos nicht zu beachten belieben. Solcher Art ist die Demokratie der Natur.

Die armen, vornehmen Flamingos sind übrigens jetzt sämmtlich auf dem Trockenen. Es ist zwar für sie ein steinernes Bassin vorhanden, das Wasser halten sollte, aber die beharrliche Dürre hat es beinahe ganz ausgetrocknet. Gleichwohl hält das Flamingopaar da sein Morgenbad mit großem Wesen, und wenn ihre Flügel etwas naß geworden sind, stellen sie sich auf dem Graswalle auf und breiten sie mit viel Pomp und Feierlichkeit aus, um im Wind und in der aufsteigenden Sonne zu trocknen. Sodann machen sie auf einem Beine stehend unter einem Casuarinabaum mit langen ausgestreckten Zweigen — dem Baum, welchen der Neger wählt, um sich zu hängen — ein Schläfchen und legen den langen Hals in schlangenartigen Biegungen über den Rücken zurück. Sie sind dann höchst köstlich anzusehen.

Hier wie überall auf Erden ist man mit dem Wetter, wie der liebe Gott es schickt, selten zufrieden. Wie man sich daheim bei uns oft nach Regen sehnt, so sehnt man sich jetzt auch auf Cuba darnach. Und die heiße Luft und der rothe Staub machen, daß die Sehnsucht nach Regen hier etwas brennend und qualvoll ist. Ich habe so manchmal von der Schönheit der Luft und der Vegetation auf Cuba gesprochen und mich so herzlich daran erlabt, und gleichwohl habe ich hier mitten in all dieser Herrlichkeit manchmal eine Ahnung von dem, was das Heimweh besagen will. Es gibt Momente, wo ich es nicht wage an unsere kühlen Sommerabende und die weißen Nebel zu denken, die Abends aufsteigen und sich wie Schleier über die Wiesen bei Arsta unter unsrem Hause legen, an die Nebel, in welchen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/261&oldid=- (Version vom 14.9.2022)