Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/250

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

und sammt und sonders nach der „Concordia“ zurückzureisen.

Der älteste der Söhne und alle Kinder sind unwohl; die andern von der Familie und ich bleiben beisammen und plaudern lebhaft und kurzweilig genug bis Abends halb elf Uhr, wo ich im Wind und in der Dunkelheit, theils platschend, theils voltigirend nach meiner Hütte mich zurückbegebe, und allda umsaust vom Sturm und unter Regenschauern dennoch eine ausnehmend gute Nacht zubringe.

Am nächsten Morgen Aufbruch des Lagers und Rückreise nach Caffetal auf demselben Bach, der uns nach der Playa geführt hat. Gedränge, Sonnenhitze, Unbequemlichkeiten aller Art — stille Verzweiflung meinerseits darüber, daß ich durch meine Person die Unbequemlichkeit noch vermehre, und fortwährende Bewunderung für die liebenswürdige alte Dame, die, obschon selbst sehr unwohl, dennoch so viele ihrer Enkel als sie nur kann, unter ihrem Schirm vor der Sonnenhitze zu schützen und zu gleicher Zeit meine Beine vor denen der Kleinen zu bewahren bemüht ist. Der jüngste Bambino schreit die halbe Fahrt hindurch aus vollem Hals.

Endlich Ankunft in Caffetal in abgemattetem und ziemlich betrübtem Zustand.

Aber wir erholen uns. Und am Abend sitzen wir auf der schönen Piazza, sehen Cucullos leuchtend sich in der Luft schwingen und lauschen spanischen Seguidillas, welche der romantisch schöne Alfredo Sauval mit einnehmender Stimme und höchst musikalischem Vortrag, so daß es in der Seele wohlthut ihn zu hören, zur Guitarre singt. Welch ein Unterschied ist nicht zwischen Gesang und Gesang, zwischen dem seelenvollen Gesang und dem Gesang ohne Seele? Diese spanischen Seguidillas, Spaniens eigentliche Volkslieder, haben auch die eigenthümliche Volksseele, die eine unbeschreibliche Frische und Natürlichkeit athmet. Man

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/250&oldid=- (Version vom 15.9.2022)