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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

durften herein kommen, aber mehreren Andern, die uns folgen wollten, wurde der Weg sogleich versperrt.

Man gab uns nicht weit von der Thüre Stühle zum Sitzen; wir wurden der Königin und dem König der Versammlung vorgestellt, sie machten freundliche Gesichter und verließen uns dann, so daß wir uns ruhig umschauen konnten.

Der Saal war ziemlich groß und konnte ungefähr hundert Personen enthalten. An der Wand uns gegenüber hatte man einen Thron mit Krone und Thronhimmel darüber gemalt. Da waren die Sitze für den König und die Königin der Gilde. Der eigentliche Tanz wurde vor diesem Platz abgehalten. Ein Weib tanzte allein unter einem von vier Personen getragenen Himmel. Man muß an ihrem Tanz, der nichts Anderes war als der Tanz der Negerdamen, den ich bereits beschrieben, großes Wohlgefallen gefunden haben, denn sie wurde mit mehreren Tüchlein behangen und bekam auch einen Mannshut auf den Kopf gesetzt. Die Weiber tanzten hier mit einander und ebenso die Männer, einige schlugen mit Stöcken an Thüren und Bänke, andere rasselten mit Calebassen, die mit Steinen gefüllt waren, und die Trommeln donnerten mit betäubender Macht. Man suchte offenbar so viel Lärm als möglich zu Stande zu bringen. Mitten unter diesem kam eine Figur mit scharlachrothem Hut auf dem Kopf und mit einer Menge von glitzernden Perlbändern, welche Hals, Arme und Leib bedeckten, nackt bis um die Mitte des Leibes, von wo ein scharlachrother Kinderrock herabhing. Diese Figur, vor der man sich auf zwei Seiten aufstellte, näherte sich mir unter biegenden Bewegungen, bei denen man sehen konnte, daß der ganze obere Theil des Körpers sich in schlangenartigen Falten bewegte. In dieser schlangenartigen Bewegung blieb er vor mir stehen, ohne daß ich wußte, ob er mich zum Tanz einlud, oder was er mit seinen freundlichen Mienen und Biegungen und den ausgestreckten

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/231&oldid=- (Version vom 15.9.2022)