Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/23

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

möglich sind, die sich christlich nennt. Es kommt mir manchmal vor, als könnte es keine Wirklichkeit sein, als wäre es ein Traum.

Der Sklavenmarkt wird hier in mehreren Häusern abgehalten. Man erräth den Weg dahin leicht durch die Gruppen farbiger Männer und Weiber (in allen Schattirungen zwischen Schwarz und Hellgelb), die beschäftigungslos an den Thüren sitzen oder stehen. Ich besuchte unter Anführung meines freundlichen Doktors einige von diesen Häusern. In einem von ihnen war der Sklavenwächter (oder Eigenthümer) ein freundlicher, gutmüthiger Mann, der sich des guten Aussehens seiner Leute rühmte. Die Sklaven wurden in einen großen Saal gerufen und in zwei Reihen aufgestellt. Sie waren gut genährt und gut gekleidet, aber ich habe mir von Leuten hier in der Stadt sagen lassen, daß sie ganz anders aussehen, wenn sie nach ermüdenden Tagmärschen, zwei und zwei in langen Reihen zusammengekettet, hier ankommen.

Ich bemerkte unter den Männern einige wahrhaft athletische Gestalten mit guten Gesichtern und auch merkwürdig guten, breite und gerade aufsteigenden Stirnen. Das geringste freundliche Wörtchen, ein freundlicher Scherz rief auf ihre Gesichter ein sonniges Lächeln voll Gutmüthigkeit, und die breiten Munde glänzten von perlweißen, schönen Zähnen. Ein Neger besonders — sein Preis war 2000 Dollars — erweckte mein ganzes Vertrauen, und ich sagte laut, dieser Junge (that boy) gefalle mir, und ich sei überzeugt, daß wir gute Freunde würden. „Ach, ja, Missis!“ sagte er mit einem herzlichen Lachen. Unter den Weibern, die im Verhältniß zu den Männern wortkarg waren — die ersteren waren 70-80 Köpfe stark — befanden sich einige sehr hübsche, helle Mulattinnen. Ein Herr nahm eine der schönsten von ihnen am Kinn und öffnete ihr den Mund, um ihren

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/23&oldid=- (Version vom 20.8.2021)