Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/210

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

die mir große Lust erregt, sie kennen zu lernen. Sie soll überdieß ihre Freude an Literatur und Kunst haben und ebenso an Leuten, die ihre Freude daran finden. Ich werde also länger auf Cuba bleiben, als ich gedacht hatte; aber ich komme nur ein einziges Mal in meinem Leben nach Cuba. Und Cuba ist doch eine Heimath der Schönheit und ich wundere mich, daß es noch so wenig bekannt zu sein scheint. Der Naturforscher, der Architekt, der Maler und der Dichter müßten hieher kommen und neue Kenntnisse, neue Eingebungen schöpfen. Luft und Licht, die Pflanzenwelt auf der Erde und die Grotten unter ihr, Alles ist voll von Leben und Schönheit. — Nicht weit von dieser Plantage befindet sich auch eine merkwürdige Grotte, welche wir wo möglich morgen früh besuchen werden.

Wir haben jetzt als Gesellschaft im Hause ein lebhaftes junges Mädchen, eine französische Creolin, Eudoxie Bacot, die uns durch ihr heiteres Geplauder und ihr naturfrisches graziöses Wesen ungemein viel Vergnügen macht. Junge Mädchen haben zuweilen auch hier wie in Schweden Mädchengedanken von einer Heimath, einer Art von Paradies für junge Mädchen, wohin keine Männer Zutritt finden. Eudoxiens einer Bruder soll Gedanken von einem entsprechenden Paradies für junge Männer haben, wo alle Frauenzimmer ausgeschlossen sein sollen. Ich glaube fast, daß die exclusiven jungen Leutchen eines schönen Tags sich selbst aus ihrem Paradies ausschließen werden, indem sie in das Paradies der Ehe eingehen. Ich möchte für den Nonnenberuf der schönen Eudoxia nicht gut stehen.

Ich habe das Portrait des anmuthigen jungen Mädchens in mein Album gezeichnet. Eine kleine grüne Eidechse saß dabei gewiß zwei Stunden lang auf einem Rebenzweig am Fenster und guckte herein. Eine

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/210&oldid=- (Version vom 15.9.2022)