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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

bitterem Gefühl eine Mutter in der Gesellschaft, „werden eines Tags den verdienten Lohn empfangen.“ Und gleichwohl ist es, wenn einmal Menschen aus ihrem Mutterland in fremde Sklaverei geführt werden sollen, besser, sie kommen als Kinder, als wenn sie schon herangewachsen sind. Sie empfinden es dann weniger bitter. Sie gewöhnen sich an die Bohea und die Peitsche, und sie haben keine Erinnerungen an ein Freiheitsleben, die sie zur Verzweiflung und Selbstmord führen.




Zwischen diese düsteren Gedanken und Eindrücke kommt immer wieder diese unaussprechliche Schönheit der Luft und der Pflanzen, und entzückt mich, und erregt meine Seele zu Lobgesängen und Visionen eines künftigen Paradieses.

Es ist wieder Vollmond, und die Nächte sind unaussprechlich schön. Ich kam gestern Abend spät nach Haus von einem Besuch mit meiner Wirthin. Barhäuptig fuhren wir in der offenen Volante unter dem lichterfüllten Himmelsgewölbe durch die Palmenhaine hin. Die Luft war lieblich und gut, wie die reinste menschliche Güte. Ach! …

Auf der St. Amalienplantage sind zwei stattliche Palmenalleen, wohl hundert Bäume in der Reihe, glaube ich. Viele von ihnen stehen in der besten Blüthe. Die üppigen Blüthenzweige schießen wie Flügel um den Stamm herauf, ein kleines Stück unter der Palmenkrone, im schönsten Verhältniß zu ihr und zu dem Stamm. Hier ist auch eine andere Allee von Tamarinden, die jetzt aus ihren Kronen von grünen Spitzen

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/198&oldid=- (Version vom 15.9.2022)