Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/141

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

klar ins Thal herabschauten. Wir begegneten unterwegs Niemand, sondern nur in der Dämmerung einigen Monteros, die uns mit freundlichen melodischen Stimmen ein buena tardi (guten Abend) oder adios (grüß Gott) zuriefen.

Das Thal war sich durchgängig sehr gleich; es ist eine Fortsezung von schönen Palmenhainen; da und dort lag eine kleine Gruppe von etlichen palmenbedeckten Häusern, und gegen das Ende des Thals, das hier auch von Bergen umschlossen wurde, obschon weniger hoch, als die Pfanne von Matanzas und Combre, befand sich eine Zuckerpflanzung mit Zuckermühle, Negersklaven, Sklavenhütten und dergleichen Zubehör. Auch dieses schöne Thal hatte also seinen Theil an dem alten Fluche. Unbeschreiblich schön war die Abendröthe über den grünen Höhen und des Himmels milder Glanz durch die Palmen hindurch; und als die Sterne hervortraten, schienen sie mir größer und heller zu sein, als ich sie je zuvor gesehen hatte.

Dieses schöne Thal hat jedoch keine Erinnerungen, welche der reinen Blicke des Himmels würdig wären. Seinen Namen Yumori hat es, wie man sagt, von dem Todesruf io mori erhalten, womit sich die indianischen Eingeborenen, um nicht von den Spaniern niedergemetzelt zu werden, über den Berg hinab in den Fluß warfen, der einen Theil des Thales durchschneidet. Und der kleine Hof in dem Palmenhain oben im Gebirge, dessen Zierlichkeit mich am ersten Morgen entzückte, hat blos von blutigem Familienzwist zu erzählen. Ein Vater wohnte da mit mehreren Söhnen. Sie sollten den Hof theilen; aber es entstand Streit wegen der Gränzen der Besitzungen, und jeden Morgen wurden gewisse Gränzzeichen versetzt. Eines Morgens — an einem dieser schönen tropischen Morgen! — kam es zu einer Schlägerei zwischen denjenigen, die sich um das Gränzzeichen zankten, andere Mitglieder der Familie

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/141&oldid=- (Version vom 14.9.2022)