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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Gestern war ich über Mittag bei Schaffenbergs auf ihrer Villa; es wurde ein ausgesuchtes Mahl servirt auf der offenen Veranda gegen den Garten hin, die uns eine herrliche Aussicht über die Insel darbot. Der Garten war, wie andere schöne Gärten, die ich hier gesehen habe, sehr zierlich, aber steif. Palmen von mehreren Arten, prächtige Blumenreihen, wohlgesandete oder gepflasterte Wege, Marmorbassins mit Goldfischen darin u. s. w. Ein schöner Junge von zwei Jahren ist des Hauses bester Schatz. Abends war ich bei der Familie Tolme, sah junge Liebende und munteres junges Volk nach Herzenslust tanzen und hörte wieder diese bezaubernde cubanische Tanzmusik. Sie hat eine gebrochene, besondere, aber höchst lebensvolle rythmische Bewegung. Mein freundlicher, angenehmer Wirth, Herr Schneidler, spielt sie mit deutschem Mutsiktalent auf dem Fortepiano.




Serro, den 12. Februar.  

Gestern war Sonntag, und obschon unser Dörfchen nicht in die Kirche ging, denn es hat keine, so sah es doch ganz festtäglich aus, und zur Mittagszeit hörte ich von verschiedenen Seiten her den lebensvollen Rythmus der africanischen Trommel, nicht unähnlich dem Getöne der Dreschflegel in unsern Dörfern, wenn gedroschen wird, nur daß hier weit mehr sprühendes Leben ist. Es war ein Zeichen, daß die freien Neger jetzt ihre Tänze auf ihren Versammlungsplätzen in der Gegend hatten. Mein Wirth hatte die Güte mich nach einem derselben, ganz nahe bei unserem Serro zu begleiten.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/106&oldid=- (Version vom 15.9.2022)