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verschiedene: Die Gartenlaube (1899)

Lichtprüfer für Arbeitsplätze.

vorgelesen hat. Will er jetzt einen Arbeitsplatz beim künstlichen Lichte prüfen, so setzt er den Apparat an die Stelle des Buches oder Heftes und sucht die Zahlen in 40 cm Entfernung vorzulesen. Kann er wiederum wie am hellen Fenster 20 Zahlen in einer halben Minute fließend vorlesen, so ist der Arbeitsplatz vom künstlichen Lichte genügend beleuchtet. Werden weniger Zahlen gelesen, so ist der Platz unbrauchbar.

Wenn wir aber erfahren wollen, ob ein Arbeitsplatz genügendes Tageslicht erhält, so müssen wir in Betracht ziehen, daß das Tageslicht durch Bewölkung u.a. Schwankungen ausgesetzt ist. Diese Verdunkelung wird in dem Apparat durch die grauen Gläser künstlich erzeugt.

Um den Arbeitsplatz zu prüfen, setzt sich der Untersuchende in einer hellen Mittagsstunde an ihn und sucht die Zahlenreihen durch die grauen Gläser zu lesen. Gelingt ihm dies fließend durch alle drei Gläser, so ist der Arbeitsplatz vorzüglich beleuchtet; ist das Vorlesen bei zwei Gläsern ebenso leicht, so gilt der Platz als gut, und er ist noch brauchbar, wenn noch durch ein graues Glas fließend und fehlerfrei vorgelesen werden kann.

Weitere Einzelheiten sind in der Gebrauchsanweisung enthalten, die dem Apparate beigegeben wird. Zu beziehen ist der Lichtprüfer von Mechanikus Tiessen in Breslau, Adalbertstraße 16.

Der Elektromotor im Dienste der Hausfrau.

Mehr und mehr verschafft sich die Elektricität, diese in alltäglichen und schwierigen Fällen gleich hilfsbereite Dienerin des Menschen, Eingang auch in den Privathaushalt, nachdem sie sich die Fabriken, das öffentliche Leben, die Werkstätten des Kleingewerbes längst erobert hat.

Wäschemangeln mit elektrischem Antrieb.

Wohl fragt noch mancher verwundert, was der elektrische Strom denn, abgesehen von den Zwecken der Beleuchtung, im Haushalte zu thun hat, aber giebt es nicht eine Fülle von Arbeiten, die ebenso unumgänglich wie – beim Handbetriebe wenigstens – unbequem und zeitraubend sind? Da sind nicht allein Stiefel zu wichsen, Messer zu putzen, Flaschen zu spülen, Kaffeeröster und Eismaschinen zu drehen, zuweilen auch noch Pumpen zu treiben, Nähmaschinen zu bewegen und in ländlichen Haushalten oft genug auch noch Buttermaschinen u. dgl. anzutreiben! Vor allem sind es aber die so oft notwendigen Arbeiten der Wäschereinigung, die ein ziemlich großes Maß körperlicher Anstrengung erfordern und mehr und mehr der Maschine übertragen werden.

Der Elektromotor ist nun für alle diese Arbeiten besser geeignet als jede andere Kraftmaschine. Klein und leicht, bequem zu handhaben, bei geringem Kraftbedarf nicht mehr Strom erfordernd als eine sechzehnkerzige Glühlampe, im Gebrauch weder Hitze noch üble Dünste oder Gase, ja nicht einmal starkes Geräusch verursachend, bildet er eben für die Zwecke der Haushaltung eine ideale Kraftquelle.

Die „Gartenlaube“ hat bereits vor zwei Jahren (vgl. Jahrgang 1897, S. 31) in dem reich illustrierten Aufsatz „Die Elektricität im Hause“ an einer Reihe von Beispielen diese Thatsache erläutert.

Unsere heutige Abbildung zeigt einen stärkeren Motor der Aktiengesellschaft Siemens u. Halske in Berlin für den Antrieb mehrerer Wäschemangeln; häufig zieht man es jedoch vor, jede anzutreibende Maschine mit einem besonderen kleineren Motor fest zu verbinden, wodurch die Bedienung sich, beim Fortfallen jeder Transmission, wesentlich vereinfacht.

Der wachsende Bedarf an kleineren Elektromotoren, die in Städten mit elektrischen Centralstationen schon zu vielen Tausenden gebraucht werden, hat ihre Massenfabrikation bereits so begünstigt, daß jetzt ein 6/10 Pferdekraft leistender Motor der erwähnten Gesellschaft nur noch 300 Mark kostet, doch ist es wahrscheinlich, daß der wachsende Massenbedarf auch diesen Preis noch weiter herabdrücken wird. Bw.     


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Galeerensklaven!

Ein Mädchenschicksal, erzählt von Hans Arnold.

Der Herbst war selten so schön, aber auch selten so früh in den Bergen eingekehrt wie dieses Jahr. Schon im September hatte der Wald – scheinbar über Nacht – sein Prachtgewand angelegt, er prangte in Kupferrot und tiefem Purpur, in bräunlichem Gold und hellleuchtendem Gelb – wo die Sonne hindurchschien, flammten die Blätter. Die scharlachroten Trauben der Eberesche hingen schwer dazwischen herunter. An dem niederen Strauchwerke standen die stumpfroten Rosenkönige und Hagebutten, die Pfaffenhütchen glühten aus dem hier und da noch grünen Laube, im zierlichen Gerank der Brombeersträucher hingen die reifen Früchte wie schwarze Kugeltrauben. Es war eine Farbenpracht und ein Farbengewirr im Herbstwalde, die fast etwas Berauschendes hatten, und über alle dem lag doch schon der leise, schmerzliche Hauch der Vergänglichkeit; er schwebte in der blassen Farbe des Septemberhimmels und in dem zarten, bläulichen Duft, der die Welt umgrenzte und sie doch wieder so unendlich weit, so lockend und so verheißungsvoll erscheinen ließ.

Wenn man in den Thüringer Wald tief hinein gewandert ist, wenn man die laute, lärmende, staubige Touristenstraße verläßt mit ihren Sonntagsausflüglern und Radfahrern, mit ihrem Geschrei und Rostwürstelgeruch, wenn man dem Flüßchen nachgeht, welches dieser Straße ein Stückchen das Geleite giebt und mit ihm eine scharfe Biegung macht, so kann man das wilde, eiskalte, fröhliche Bergwasser bis dahin begleiten, wo es als winziges Quellchen aus einer Wiese entspringt.

Von dieser Wiese, auf der man versucht ist, sich nach dem „Elfenreigen“ umzusehen, führt ein baumumstandener Weg nach einem einsamen Haus auf der Höhe.

Dies Haus hat ein so schweres großes Giebeldach – wie ein Hut, trotzig in die Stirn gezogen, daß man zuerst denkt, es könne gar nicht darunter vorsehen, ein Giebeldach, auf dem Moos zwischen den kleinen Schornsteinen wächst und unter dem man alles vermuten würde, nur keine Fremdenpension.

Aber doch hat eine solche sich darunter eingenistet, und wenn die laute geschwätzige Herde der eigentlichen Sommerfrischler auch noch in schwacher Anzahl hier vertreten ist, so hat sie doch auch zu diesem stillsten Fleckchen den Weg gefunden, und in den Sommerferien ist hier so wenig gut sein wie in den meisten Fremdenhotels, wenn auch vielleicht ein bißchen besser.

Wenn aber der Juli und August vergangen sind und der große Strom der Touristen sich verlaufen hat, von den langen Abenden und der scharfen Septemberluft in die Häuser und in die Geselligkeit zurückgejagt, dann findet sich hier alljährlich eine kleine Anzahl von Menschen zusammen. Das sind zumeist

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verschiedene: Die Gartenlaube (1899). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1899, Seite 728. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1899)_0728.jpg&oldid=- (Version vom 28.1.2024)