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Die Jäger ohn’ Verweilen,

Sie drangen muthig hin,
Wo eine Thür mit Säulen
Aus dem Gebüsch erschien.

Zween Riesen schlafend lagen

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Wohl vor dem Säulenthor,

Sie hielten, in’s Kreuz geschlagen,
Die Hellebarden vor,
Darüber rüstig schritten
Die Jäger allzumal,

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Sie giengen mit kecken Tritten

Zu einem großen Saal.

Da lehnten in hohen Nischen
Geschmückter Frauen viel,
Gewappnete Ritter dazwischen,

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Mit goldnem Saitenspiel.

Hochmächtige Gestalten,
Geschloßnen Auges, stumm;
Grabbildern gleich zu halten
Aus grauem Alterthum.

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Und mitten ward erblicket

Ein Lager, reich von Gold,
Da ruhte, wohlgeschmücket,
Eine Jungfrau wunderhold.
Die Süße war umfangen

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Mit frischen Rosen dicht,

Und auch von Mund und Wangen
Schien zartes Rosenlicht.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)