Seite:Deutscher Dichterwald 236.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
65
Doch werd’ ich ihn stürzen

Mit dem Speer in starker Hand,
Um die Schultern mir schürzen
Sein Goldgewand.

Der Aar, ein König, schwebet auf,

70
Er rauschet in Wonne,

Will langen sich zur Kron’ herab
Die goldne Sonne.

Doch in den Wolken hoch
Soll ihn fahen und spießen

75
Mein geflügelter Pfeil,

Daß er mir sinke zu Füßen.

6.

Im Walde läuft ein wildes Pferd,
Hat nie den Zaum gelitten,
Goldfalb, mit langer, dichter Mähn’,

80
Schlägt Funken bei allen Tritten.


Der Königssohn, er fängt es ein,
Hat sich hinaufgeschwungen,
Es bläht die Brust und schwingt den Schweif,
Kömmt wiehernd hergesprungen.

85
Und Alle horchen staunend auf,

Die in den Thälern hausen.
Sie hören’s vom Gebirge her
Wie Sturm und Donner brausen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_236.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)