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Der Rosenstock.

Siehe! die Wurzel, sie liegt im schweigenden Dunkel begraben,
Einsam und finster, gehört diese der ewigen Nacht.
Oben entfalten sich drauf die grünen Blätter, die Dorne,
Bild der Erde sind sie, deuten auf Hoffnung und Schmerz.

5
Ob der Wurzel voll Nacht, ob grünen Blättern und Dornen

Stehet ein morgendlich Roth, blühet die Rose voll Glut.


Im Herbst.

Eh’ sie erstirbt, die Natur, die treue Mutter, noch einmal
Ruft sie die Kinder zu sich, reicht als Vermächtniß den Wein.


Im Winter.

Fühlt, welch hohes Geschenk die sterbende Mutter zurückließ:
Schloß sie die Sonn’ euch nicht liebend in glühenden Wein?

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)