(Von Helmine von Chezy.) Mein schnell gefaßter Entschluß, auf einige Wochen Berlin zu besuchen, hinderte mich, ab zu warten, daß die Ausstellung vollständig sey; so kann ich denn nur Bruchstücke geben, nur das, was mir bei flüchtiger Anschauung im Gedächtniß geblieben. – Die Banditenbraut, von Robert aus Rom, im verjüngten Maaßstab, ein kraftvolles, höchst anziehendes Bild. Im vollen Aufputz seines Landes und Gewerbes liegt der Räuber, sicher schlummernd, weil die Liebe wacht. Das schöne Mädchen lauscht ängstlich gespannt nach der Ferne, sie hört Geräusch, schon zuckt ihre Hand, den grausen Liebling auf zu schrecken, der bleich, im tiefsten Schlaf ihr zu Füßen liegt, gewaffnet von Kopf bis zum Fuß Die Dirne möchte’ ich wild-schön nennen; Angst und Treue in Blick und Ausdruck rühren und gewinnen; das volkstümlich Italische ist höchst wahr aufgefaßt. Farbe und Ausführung, kühn und brav, lassen nichts zu wünschen übrig. – Der Kampf mit dem Drachen von Kehrer (Dessauischer Hof-Maler, jetzt in Ballenstädt), ist ein Bild, worin die Gruppe zweckmäßig und sinnig geordnet; der Jüngling, auf der Wange den Purpur der Beschämung,
Helmina von Chézy: Die diesjährige Kunst-Ausstellung in Dresden. Maurer, Berlin 1822, Seite 691. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Gesellschafter_Kunstausstellung_Dresden_1822_Helmine_von_Chezy.djvu/1&oldid=- (Version vom 28.11.2024)