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Es hat aber diese Statt jhren Namen vnd Vrsprung empfangen / von einem Hoff / der Dinggelhoff genandt / vnnd den dreyen Dinckelbüheln / so anjetzo in der Statt ligen / daher sie zu Latein Tricollis, Zeacollis, oder Zeapolis, von dem Dinckel / vnnd den Büheln / auff welchen solche Frucht gewachsen / genandt worden. Wie dann die Statt noch heutiges Tags / neben dem Reichs-Adler / drey Bühel / oder Berglein / auff welchem ein vergüldt DinggelEher stehet / im Wappen führet / die Fruchtbarkeit dieser Gegend / vnd der Statt Vrsprung damit anzuzeigen. Dann der Bawer / so auff dem gemelten Hoff gewohnet / solle die von Würtzburg durchreysende Mönch offt beherbergt / vnd jhnen endlich den Hoff gar geschencket haben / die dahin ein Kloster erbawet / bey welchem folgends die Statt allgemach aufkommen: Daher auf dem Carmeliten Kloster allhie / so / wie gesagt / älter / als die Statt ist / vnd Käyserliche Freyheiten hat / ein steinern Bild eines Bäwerleins gestanden / so erst kurtz vor der Nördlinger Schlacht / durch die Schwedische / so damals die Statt innen hatten / herunter geschossen worden seyn solle. Es seyn noch von solchem Vrsprung Lateinische Verß vorhanden / so also lauten:

Villicus agrestis primus cui pinguia Zeae
Jugera venturae nescius Urbis erat.
Turritos ubi nunc spectas exsurgere muros
Heic illi Cereris dona ferebat ager.
Nam postquam invaluere Homines, & turba Potentum.
Non voluit mores simplicis Agricolae.
Sic periit sua villa, suum rus, flumina, sylvae;
Quaeq, unus tenuit, nunc ea Mille tenent.

Vmb das Jar Christi 928. bey Regierung Käyser Heinrichs deß Ersten / als wegen der Vngarn / vnd Wenden / offtern Ein- vnd Vberfall / man hin vnd wider im Teutschland Stätte gebawet: Ist auch dises Oppidum Villicum, wie es in dem alten Secret Insigel genant wird / mit einfachen Mauren zu vmbgeben angefangen worden / darauß hernach vmbs Jahr Christi 1126. doppelte / neben den Wällen / vnd gefütterten Gräben / vnd zugleich diser Ort mit 24. in einer schönen proportionirten Ordnung darzwischen stehenden Hauptthürn / bevestiget / vnd außgebawet worden. Vnd ist diese Statt / deren Inwohner man etwan Noricos, vnd Protofrancones, weil sie dem Nordgäw / vnd dem Ost-Franckenland nahend gesessen / genandt / vor Zeiten / mit der Statt Hall / der Schwaben Vormawer wider die Francken / gleich wie Rotenburg 5 Meilen von hinnen gelegen / der Francken wider die Schwaben / gewesen. An. 1351. ist diese Statt / vom Käyser / H. Ludwigen / vnd H. Friederichen / Grafen zu Oettingen / Landgrafen im Elsaß / vmb sibentausend zweyhundert Pfund Heller versetzt worden / die sich aber hernach selber wider gelößt hat. An. 1387. ist allhie zwischen dem Rath / vnd der Gemeind / eine Empörung entstanden / darauff man auß den 6. Zünfften 12. Mann in den Rath genommen / dz mit den Zwölffen / deß Raths nun 24. Personen worden / darunter 2. Burgermeister gewesen / so miteinander ein Jar regirt / nämlich / einer deß Raths / vnd ein Zunfftmeister, welches auch bey andern ämptern also / biß auffs Jahr 1552. gehalten worden / da den 2. Janu. Käyser Carolus V. durch dero geordnete Commissarien / H. Heinrich Hasen / Wolffen von Velberg / Amptmann zu Crailsheim / vnd Christoffen von Knöringen / Stattvogt zu Elwangen / die Zünfften abthun / vnd den Rath ändern lassen; welche 3. Rathsherren / vnd 6. Zunfftmeister außgesetzt / vnd nur 15. Personen die Regirung anbefohlen; darneben wurden auch in den grossen Rath 25. Personen verordnet / vnter denen 12. Bawrenrichter / vnd 8. Viertelmeister / noch heutiges Tags seyn. Vnnd muß man der Zeit Burgermeister vnd Rath diser Statt / vor jrem Reichs- oder Statt Ammann / verklagen; der so dann selbsten 4. Geschworne Rathsfreund von Nördlingen / Rotenburg an der Tauber / Schwäbischen Hall / vnd Thonawwerth / auß jeder Statt (Theils wollen auch von Schwäbischen Gmünd) Einen / als Beysitzer / vnnd Rechtsprecher zu sich ziehet / vnnd ist jhr der Statt monatlich einfacher Anschlag zum Römerzug zweyhundert

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)