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Bündnuß begeben / die andern aber / sonderlich die Fischerzunfft / beym Reich bleiben wollen: da dann zu rechter Zeit Käyser Maximilian ankommen / die Auffruhr gedämpfft / etliche der fürnembsten Rädelsführer am Leben gestrafft / oder auß dem Land geschafft / vnd alles das jenige / so er künfftig zu Auffruhr Vrsach / oder Gelegenheit / zu geben vermeint / abgeschafft hat. An. 1526. zogen die Domherrn auß Costnitz gen Vberlingen; denen An. 27. alle andere Chorherrn vnd Priester / zum Münster / zu S. Stephan / Sanct Paul / vnd S. Johann / folgten / vnnd begab sich das gantze Consistorium, vnnd etliche mit jhnen / nach Rattolffszell. An. 1528. ward die Meß in der Statt abgethan; Vnd Anno 1529. alle Bilder / vnd bawete man das Wolmathinger / oder Götzenthor / zu Petershausen. Anno 1530. bawete man die newe Walck ob der Rheinbrücken. Anno 1534. fiengen die Fischer im December / in einem Zug sechs vnd viertzig tausent Gangfisch. Anno 1548. wolte diese Statt das Interim nicht annehmen / darüber sie nicht wenig außgestanden / vom Käyser Carolo V. in die Acht gethan / vnd seinem Herrn Bruder / König Ferdinando / vbergeben / vnnd also auß einer Reichs-Statt / eine Oesterreichische Ertzhertzogliche Statt worden. Solle gleichwol / ausser deß Exercitii Religionis jhre Freyheiten behalten haben; wie es dann einen zimblichen Adel allda; vnd gibt das Hochlöblichste Hauß Oesterreich jhren Reichs-Anschlag / welcher monatlich 236. Gülden ist / an jhrer statt. Hat jetzt einen Oesterreichischen Hauptmann / oder Statthalter / allhie. Vnd kan von Einnehmung dieser Statt / durch das Höchstgedachte Hauß Oesterreich / vnd was darwider die Stände deß Schwäbischen Craisses / beym König Ferdinanden dem Ersten / etlichmal angebracht / aber nichts erhalten haben / Johan. Limnaeus de J. publ. tom. 4. pag. 84. seqq. gelesen werden. An. 1588. ward den Bürgern das Besuchen Protestirenden Religions Exercitii im Turgow verbotten. Vnd seyn auch darnach Capuciner dahin kommen / vnd haben Anno 1604. die Jesuiter allda jhr Collegium zu bawen angefangen. An. 1633. ist sie vom Schwedischen Feldmarschalck Horn vergebens belägert worden. Es ligt diese Statt zwischen dem Bodensee Acronio, vnd dem Vntern / oder Zellersee / oder Veneto, in einem Winckel / an dem Rhein / als er auß dem Obern in den Vntern See laufft / auff Turgower Erdrich. Jst nicht sonderlich groß / aber lustig vnd schön erbawet. Zwischen dem Heglinger und Geltlingerthor / da man in die Schweitz reyset / ist auff der Traten / Briel genant / der Orth zu sehen / wo gedachter Johann Huß / und Hieronymus von Prag / sind verbrandt worden. M. Zacharias Theobald. schreibet / part. 1. vom Husiten Krieg / cap. 20. p. 113. also: Der Orth / da Johann Huß zu Costantz verbrant worden / ist zwischen den Gärten der Vorstatt / neben dem Weg / da man nach Gottleben gehen will. Jm PredigerCloster ligt der berühmbte Mann Manuel Chrysoloras, mit einem schönen Epitaphio, so jme AEneas Sylvius gemacht / begraben. Ausser der Statt vnd dem Creutzlingerthor / hat es im Kloster Creutzlingen eine Freyung vor die Todtschläger gehabt / welches Kloster aber / nach der Schwedischen Belägerung / geschleyfft worden. Jtem / ein feine Brücken vber den Rhein / darüber man auß der Statt nach Petershausen kommen kan / darauff Mühlen seyn.

Was das Bistumb allhie anbelangt / ist solches im Ergöw / bey der alten Statt Windisch / oder Vindonissa, wo die Limmat / Aaar / vnd Ruß / zusammen fliessen / angefangen worden. Der erste Bischoff war S. Beatus, deß H. Apostels Petri LehrJünger / vnd ein Engelländischer Priester. Vnder seinen Nachfolgern / werden genandt (dann der andern Namen / die grausame Verfolgungen der Christen / außgetilget haben / ) S. Paternus, oder Patenius, S. Laudo / vnder den ersten Burgundischen Königen / hernach Bubulcus oder Boulcus oder Bovicus, vmbs Jahr Christi 509. Erammitius Ann. 552. Maximus oder Maximinus, der letzte Bischoff zu Windisch / vnder welchem / zun Zeiten Königs Clotharii II. in Franckreich / deß Dagoberti M. Vatters / das Bistumb / von gedachtem Windisch / auf Costantz / verlegt worden seyn solle; wiewol Theils solche Versetzung dem besagten Dagoberto selbsten: Andere aber dem C. Hildeberto II.

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Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_079.jpg&oldid=- (Version vom 13.11.2020)