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die verschiedenartigen Wirkungen verschiedener Substanzen auf Drosera zu beschreiben [1].

Von den Alkaloiden und deren Salzen, welche versucht wurden, hatten mehrere nicht die geringste Kraft, Einbiegung zu verursachen; andere, welche sicherlich absorbirt wurden, wie aus der veränderten Farbe der Drüsen hervorgieng, hatten nur eine sehr mäszige Fähigkeit dieser Art; andere wiederum, wie das essigsaure Chinin und Digitalin, verursachten starke Einbiegung.

Die verschiedenen in diesem Capitel erwähnten Substanzen haben auf die Färbung der Drüsen einen sehr verschiedenen Einflusz. Dieselben werden häufig zuerst dunkel und dann sehr blasz oder weisz, wie es in auffallender Weise mit den Drüsen der Fall war, welche dem Gifte der Cobra und dem citronensauren Strychnin ausgesetzt worden waren. In andern Fällen werden sie von Anfang an weisz gemacht, wie es bei Blättern der Fall ist, die in heiszes Wasser und verschiedene Säuren getaucht werden; ich vermuthe, dasz dies das Resultat der Gerinnung des Eiweiszes ist. An einem und demselben Blatte wurden einige Drüsen weisz und andere dunkel gefärbt, wie es bei Blättern vorkam, die in einer Lösung von schwefelsaurem Chinin und in Alkoholdämpfen lagen. Länger anhaltendes Eintauchen in Nicotin, Curare und selbst Wasser schwärzt die Drüsen; und dies ist, wie ich glaube, eine Folge der Zusammenballung des Protoplasma in ihren Zellen. Doch verursachte Curare nur sehr wenig Zusammenballung in den Zellen der Tentakeln, während Nicotin und schwefelsaures Chinin eine stark ausgeprägte Zusammenballung hinab bis zur Basis der Tentakeln bewirkte. Die zusammengeballten Massen in Blättern, welche 3 Stunden 15 Minuten lang in einer gesättigten Lösung von schwefelsaurem Chinin eingetaucht gewesen waren, boten unaufhörliche Formveränderungen dar, waren aber nach 24 Stunden bewegungslos, wo das Blatt schlaff und allem Anscheine nach todt

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_204.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)

  1. Wenn man erwägt, dasz Essigsäure, Blausäure und Chromsäure, essigsaures Strychnin und Ätherdämpfe der Drosera giftig sind, so ist es merkwürdig, dasz Dr. Ransom (Philosoph. Transact. 1867, p.480.), welcher viel stärkere Lösungen dieser Substanzen benutzte als ich, angibt, "dasz die rhythmische Contractilität des Dotters (der Hechteier) nicht wesentlich von irgend einem der angewandten Gifte beeinfluszt wird, welches nicht, mit Ausnahme des Chloroforms und der Kohlensäure, chemisch wirkte," Ich finde bei mehreren Schriftstellern die Angabe, dasz Curare keinen Einflusz auf Sarcode oder Protoplasma hat, und wir haben gesehen, dasz Curare zwar einen gewissen Grad von Einbiegung verursacht, aber sehr wenig Zusammenballung des Protoplasma bewirkt.