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Schluszbemerkungen über die Wirkung der vorstehend angeführten Salze. – Von den einundfünfzig Salzen und metallischen Säuren, welche versucht wurden, verursachten fünfundzwanzig eine Einbiegung der Tentakeln, und sechsundzwanzig hatten keine solche Wirkung; zwei ziemlich zweifelhafte Fälle kamen in jeder Versuchsreihe vor. In der Tabelle am Anfang dieser Erörterung sind die Salze nach ihrer chemischen Verwandtschaft geordnet; aber ihre Wirkung auf Drosera scheint nicht dadurch bestimmt zu werden. Die Natur der Basis ist viel wichtiger, so weit nach diesen wenigen hier gegebenen Versuchen geurtheilt werden kann, als die Natur der Säure; und dies ist der Schlusz, zu welchem die Physiologen auch in Bezug auf die Thiere gekommen sind. Wir sehen diese Thatsache dadurch erläutert, dasz alle neun Natronsalze Einbiegung verursachen und nicht giftig sind, auszer wenn sie in groszen Dosen gegeben werden; während sieben der correspondirenden Salze von Kali keine Einbiegung verursachen und einige derselben giftig sind. Zwei derselben jedoch, nämlich das oxalsaure und Jodkali, verursachten langsam einen leichten und ziemlich zweifelhaften Grad von Einbiegung. Dieser Unterschied zwischen den zwei Serien ist interessant, da Dr. Burdon Sanderson mir mittheilt, dasz Natronsalze in groszen Dosen in die Circulation von Säugethieren eingeführt werden können, ohne irgend eine schädliche Wirkung; während kleine Dosen von Kalisalzen den Tod, durch plötzliches Anhalten der Thätigkeit des Herzens, verursachen. Ein ausgezeichnetes Beispiel der verschiedenen Wirkung der beiden Reihen wird durch das phosphorsaure Natron dargeboten, welches schnell kräftige Einbiegung verursacht, während phosphorsaures Kali ganz unwirksam ist. Die grosze Kraft des ersteren ist wahrscheinlich Folge der Gegenwart von Phosphor, wie in den Fällen des phosphorsauren Kalkes und Ammoniaks. Daher können wir annehmen, dasz die Drosera aus dem phosphorsauren Kali keinen Phosphor erhalten kann. Dies ist merkwürdig, da ich von Dr. Burdon Sanderson höre, dasz phosphorsaures Kali sicher in den Körpern von Thieren zersetzt wird. Die meisten Natronsalze wirken sehr schnell, Jodnatrium am langsamsten. Das oxalsaure, salpetersaure und citronensaure Salze scheinen eine besondere Neigung zu haben, die Scheibe des Blattes zum Einbiegen zu veranlassen. Die Drüsen der Scheibe übersenden, nachdem sie das citronensaure Salz aufgesaugt haben, kaum irgend einen motorischen Impuls nach den äuszeren Tentakeln;

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_168.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)