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wurde unbedeutend nach dem Stengel zu gebogen und blieb so 48 Stunden lang. Die äuszeren Tentakeln, mit Ausnahme derjenigen von drei oder vier der äuszersten Reihen, waren jetzt gleichfalls in einem ungewöhnlichen Grade eingebogen.
2. bis 8. Bei diesen Blättern waren nach 2 Stunden 40 Minuten beziehentlich 42, 12, 9, 8, 2, 1 und 0 Tentakeln eingebogen, welche sich sämmtlich innerhalb 24 Stunden wieder ausstreckten, die meisten derselben innerhalb einer viel kürzeren Zeit.

Wurden die beiden Gruppen von je acht Blättern in der Lösung und in Wasser nach Verlauf von 24 Stunden mit einander verglichen, so wichen sie zweifellos im äuszeren Ansehen bedeutend von einander ab. Die wenigen Tentakeln, welche an den Blättern in Wasser eingebogen waren, hatten sich nach Verlauf dieser Zeit wieder ausgestreckt, mit Ausnahme eines Blattes; und dies bot den sehr ungewöhnlichen Fall dar, dasz die Scheibe etwas eingebogen war, obschon dies in einem Grade eintrat, welcher sich kaum dem näherte, welcher bei den beiden Blättern in der Lösung erreicht wurde. Von diesen letztern Blättern waren bei Nr. 1 beinahe alle ihre Tentakeln zusammen mit der Blattscheibe nach einem Eintauchen von 2 Stunden 30 Minuten eingebogen. Die Blätter Nr. 2 und 3 wurden in einem viel langsameren Verhältnis afficirt; aber nach Verlauf von 24 bis 48 Stunden waren beinahe alle ihre Tentakeln dicht eingebogen und die Scheibe des einen völlig zusammengefaltet. Wir müssen daher, so unglaublich die Thatsache auf den ersten Blick erscheinen mag, zugeben, dasz diese äuszerst schwache Lösung auf die empfindlicheren Blätter einwirkte; jedes derselben erhielt nur 1/80000 Gran (0,00081 Milligr.) von dem Phosphate. Nun trug das Blatt Nr. 3 178 Tentakeln; ziehen wir die drei ab, welche nicht eingebogen waren, so kann jede Drüse nur 1/14000000 Gran oder 0,00000463 Milligr. absorbirt haben. Das Blatt Nr. 1, auf welches die Einwirkung in 2 Stunden 30 Minuten schon stark war und dessen sämmtliche äuszere Tentakeln mit Ausnahme von dreizehn innerhalb 6 Stunden 30 Minuten eingebogen waren, trug 260 Tentakeln; nach demselben Princip, wie vorher berechnet, konnte jede Drüse nur 1/19760000 Gran oder 0,00000328 Milligr. absorbirt haben; und diese excessiv minutiöse Menge reicht hin, eine bedeutende Einbiegung aller der, diese Drüsen tragenden Tentakeln zu verursachen. Auch die Blattscheibe war eingebogen.

Zusammenfassung der Resultate mit phosphorsaurem Ammoniak. – Wenn die Drüsen der Blattscheibe durch einen halben Minim-Tropfen (0,0296 Cub. Cent.), welcher 1/3840 Gran (0,0169 Milligr.) dieses Salzes enthält, gereizt werden, übermitteln sie den äuszeren Tentakeln einen motorischen Impuls, welcher dieselben zum Biegen nach innen veranlaszt. Ein äuszerst kleiner Tropfen, welcher 1/153600 Gran (0,000432 Milligr.) enthält, verursacht, wenn er wenige Secunden lang mit einer Drüse in Berührung gehalten wird, dasz der diese Drüse tragende Tentakel eingebogen wird. Wenn ein Blatt

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)