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Ein paar Versuche wurden mit Käse gemacht; Würfel von 1/20 Zoll (1,27 Mm.) wurden auf vier Blätter gelegt, worauf dieselben nach einem oder zwei Tagen ordentlich eingebogen wurden, während ihre Drüsen viel saures Secret ergoszen. Nach fünf Tagen fiengen sie an, sich wieder auszubreiten, aber das eine starb ab, und einige von den Drüsen auf den andern Blättern waren verletzt. Nach bloszem Augenscheine zu urtheilen waren die auf den Blattscheiben zurückgelassenen erweichten und niedergesunkenen Massen von Käse sehr wenig oder überhaupt gar nicht der Grösze nach reducirt. Wir dürfen indesz wohl nach der Zeit, während welcher die Tentakeln eingebogen blieben, nach der veränderten Farbe einiger Drüsen, ebenso wie nach der Schädigung andrer schlieszen, dasz Substanz aus dem Käse absorbirt worden war.

Legumin. – Ich erhielt diese Substanz nicht im getrennten Zustande; man kann aber kaum daran zweifeln, dasz sie leicht verdaut werden wird, wenn man nach der kräftigen Wirkung urtheilt, welche, wie im letzten Capitel beschrieben wurde, durch Tropfen einer Abkochung grüner Erbsen hervorgebracht wird. Dünne Schnittchen einer getrockneten Erbse wurden, nachdem sie in Wasser eingeweicht worden waren, auf zwei Blätter gethan; diese wurden im Laufe einer einzigen Stunde einigermaszen, und in 21 Stunden äuszerst stark eingebogen. Sie breiteten sich nach drei oder vier Tagen wieder aus. Die Schnittchen waren nicht verflüssigt, denn die aus Cellulose bestehenden Zellwände werden von dem Secrete nicht im geringsten angegriffen.

Pollen. – Ein wenig frischer Pollen von der gemeinen Erbse wurde auf die Scheiben von fünf Blättern gelegt, welche bald dicht eingebogen wurden und es für zwei oder drei Tage blieben.

Die Körner wurden dann entfernt und unter dem Mikroskope untersucht; es fand sich, dasz sie entfärbt und die Ölkügelchen merkwürdig zusammengeballt waren. Bei vielen war der Inhalt bedeutend zusammengeschrumpft und einige waren beinahe leer. Nur in einigen wenigen Fällen waren die Pollenschläuche vorgetreten. Es konnte daran kein Zweifel sein, dasz das Secret die äuszeren Hüllen der Körner durchdrungen und den Inhalt theilweise verdaut hatte. Dasselbe musz bei dem Magensaft der Insecten der Fall sein, welche von Pollen sich ernähren, ohne ihn zu zerkauen[1]. Drosera wird

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_103.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)



  1. A. W. Bennett fand die unverdauten Hüllen der Körner im Darmeanal pollenfressender Diptern; s. Journal of Horticult. Soc. of London, Vol. IV. 1874, p. 158.