entspringen, werden, wenn sie senkrecht aufgerichtet und zum Schwingen gebracht werden, als eine Art von Hof beschrieben, in dessen Mittelpunkt der Kopf „wie eine kleine smaragdene Sonne erscheint, deren Strahlen von den beiden Schmuckfedern gebildet werden“.[1] In einer andern ausserordentlich schönen Species ist der Kopf kahl und „von einem reichen Kobaltblau mit mehreren Querreihen von schwarzen, sammetartigen Federn“.[2]
Männliche Colibri’s (Fig. 48 und 49) überbieten beinahe die Paradiesvögel in ihrer Schönheit, wie Jeder zugeben wird, welcher die prächtigen Abbildungen von Mr. Gould oder seine reiche Sammlung gesehen hat. Es ist sehr merkwürdig, in wie vielen verschiedenartigen Weisen diese Vögel verziert sind. Es ist beinahe von jedem Theile des Gefieders Vortheil gezogen worden durch besondere Modification desselben, und die Modificationen sind, wie mir Mr. Gould gezeigt hat, in einigen Arten fast aus jeder Untergruppe zu einem wunderbaren Extreme getrieben. Derartige Fälle sind denen merkwürdig gleich, welche wir bei unsern Liebhaberrassen sehen, welche der Mensch nur des Schmuckes wegen züchtet: gewisse Individuen variirten ursprünglich in einem Merkmale und andere Individuen, welche zu einer und derselben Species gehörten, in andern Merkmalen, und diese hat dann der Mensch aufgegriffen und bis zu einem extremen Punkte gehäuft. So geschah es mit dem Schwanze der Pfauentaube, der Haube des Jacobiners, dem Schnabel und den Fleischlappen der Botentaube u. s. w. Die einzige Verschiedenheit zwischen diesen Fällen ist die, dass bei den einen die Entwickelung derartiger Merkmale das Resultat der vom Menschen ausgeübten Zuchtwahl ist, während sie in den andern, wie bei Colibri’s, Paradiesvögeln u. s. w. eine Folge geschlechtlicher Zuchtwahl, d. h. der vom Weibchen vollzogenen Wahl der schöneren Männchen ist.
Ich will nur noch einen andern Vogel erwähnen, welcher wegen des ausserordentlichen Contrastes in der Farbe zwischen den beiden Geschlechtern merkwürdig ist, nämlich den berühmten Glöckner (Chasmorhynchus niveus) von Südamerica, dessen Stimme in einer Entfernung von drei Meilen (miles) unterschieden werden kann und
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)