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gefärbt und dienen ohne Zweifel als Zierathen, wenn sie auch nicht immer für unsere Augen ornamental sind. Denn während das Männchen sich im Acte des Hofmachens dem Weibchen gegenüber befindet, schwellen dieselben oft an und nehmen noch lebendigere Farben an, wie z. B. bei dem Truthahn. Zu solchen Zeiten schwellen die fleischigen Anhänge am Kopfe des männlichen Tragopan-Fasans (Ceriornis Temminckii) zu einem grossen Lappen an der Kehle und zu zwei Hörnern an, eines auf jeder Seite des glänzenden Federstutzes, und diese sind dann mit dem intensivsten Blau gefärbt, was ich je gesehen habe.[1] Bei den africanischen Hornraben (Bucorax abyssinicus) wird der scharlachene blasenartige Fleischlappen am Halse aufgeblasen, und der Vogel bietet dann mit seinen herabhängenden Flügeln und ausgebreitetem Schwanze „eine ganz grossartige Erscheinung“ dar.[2] Selbst die Iris des Auges ist zuweilen beim Männchen glänzender gefärbt als beim Weibchen, und dasselbe ist häufig mit dem Schnabel der Fall, z. B. bei unserer gemeinen Amsel. Bei Buceros corrugatus sind der ganze Schnabel und der ungeheure Helm beim Männchen auffallender gefärbt als beim Weibchen, und „die schrägen Gruben an den Seiten der unteren Kinnlade sind dem männlichen Geschlechte eigenthümlich“.[3]

Ferner trägt der Kopf häufig fleischige Anhänge, Fäden und solide Protuberanzen. Wenn diese nicht beiden Geschlechtern zukommen, sind sie immer auf die Männchen beschränkt. Die soliden Vorsprünge sind im Detail von Dr. W. Marshall beschrieben worden;[4] er zeigt, dass sie entweder aus schwammiger Knochensubstanz oder aus Haut und andern Geweben bestehen. Bei Säugethieren werden echte Hörner stets von den Stirnbeinen getragen; bei den Vögeln aber sind verschiedene Knochen zu diesem Zwecke modificirt worden; bei verschiedenen Arten einer und derselben Gruppe haben die Höcker entweder Knochenzapfen als Grundlage, oder es fehlen solche, und beide extreme Fälle werden durch zwischenliegende Abstufungen mit einander verbunden. Es bemerkt daher Dr. Marshall mit Recht, dass Abänderungen der verschiedensten Arten zur Entwickelung dieser



  1. s. Dr. Murie’s Schilderung und colorirte Abbildungen in: Proceed. Zoolog. Soc. 1872, p. 730.
  2. Mr. Monteiro, in: Ibis, Vol. IV. 1862, p. 339.
  3. Land and Water, 1868, p. 217.
  4. Ueber die Schädelhöcker etc. in: Niederländ. Archiv für Zoologie, Bd. 1. Hft. 2. 1872.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/79&oldid=- (Version vom 31.7.2018)