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aus, richtet alle seine Federn in die Höhe, läuft rund um die Laube herum und wird dabei so aufgeregt, dass seine Augen fast aus dem Kopfe herauszuspringen scheinen: unaufhörlich hebt er zuerst den einen Flügel, dann den andern, stösst einen sanften, pfeifenden Ton aus und scheint, wie der Haushahn, irgend etwas von der Erde aufzupicken, bis zuletzt das Weibchen sanften Muthes auf dasselbe zugeht.“ Captain Stokes hat die Lebensweise und die „Spielhäuser“ einer andern Art, nämlich des grossen Laubenvogels, beschrieben. Hier sah er, wie derselbe „vor- und rückwärts flog, eine Muschelschale abwechselnd von der einen, dann von der andern Seite aufnahm und, dieselbe in seinem Schnabel haltend, in die Pforte eintrat“. Diese merkwürdigen Bauten, welche einzig und allein als Versammlungsräume aufgeführt werden, wo sich beide Geschlechter unterhalten und sich den Hof machen, müssen den Vögeln viel Mühe kosten, so ist z. B. die Laube der braunbrüstigen Art beinahe vier Fuss lang, achtzehn Zoll hoch und auf einer dicken Lage von Stäben errichtet.

Schmuck. – Ich will zuerst die Fälle erörtern, in welchen die Männchen entweder ausschliesslich oder in einem viel bedeutenderen Grade geschmückt sind als die Weibchen, und in einem späteren Capitel diejenigen, in denen beide Geschlechter in gleicher Weise geschmückt sind, und endlich die seltenen Fälle, in denen das Weibchen etwas glänzender gefärbt ist als das Männchen. Wie es mit den künstlichen Zierathen der Fall ist, welche wilde und civilisirte Menschen benutzen, so ist auch bei den natürlichen Zierathen der Vögel der Kopf der hauptsächlichste Gegenstand der Ausschmückung.[1] Die Zierathen sind, wie im Eingange dieses Capitels erwähnt wurde, in einer wunderbaren Weise verschiedenartig. Die Schmuckfedern an der vorderen oder hinteren Seite des Kopfes sind verschiedenartig geformte Federn und sind zuweilen einer Aufrichtung oder Ausbreitung fähig, wodurch ihre schönen Farben vollständig entfaltet werden. Gelegentlich sind elegante Ohrbüschel (s. Fig. 39, S. 52) vorhanden. Der Kopf ist zuweilen mit sammetartigen kurzen Federn bedeckt, wie beim Fasan, oder er ist nackt und lebhaft gefärbt. Auch die Kehle ist zuweilen mit einem Barte geschmückt oder mit Fleischlappen oder Carunkeln. Derartige Anhänge sind im Allgemeinen hell



  1. s. Bemerkungen in diesem Sinne über das Gefühl für Schönheit bei den Thieren von J. Shaw im: Athenaeum, 24. Nov. 1866, p. 681.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/78&oldid=- (Version vom 31.7.2018)