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herumstolziren und ihre Nebenbuhler herausfordern. Bei einem widerwärtigen Aasgeier (Cathartes jota) sind, wie derselbe Naturforscher angibt, „die Gesticulationen und das Paradiren der Männchen im Anfange der Liebeszeit äusserst lächerlich“. Gewisse Vögel führen ihre Liebesgeberden im Fluge aus, wie wir bei dem schwarzen africanischen Webervogel gesehen haben, und nicht auf der Erde. Während des Frühjahrs erhebt sich unser kleines Weisskehlchen (Sylvia cinerea) oft wenige Fuss oder Yards über einem Gebüsche in die Luft und „schwebt mit einer verzückten und phantastischen Bewegung während der ganzen Zeit singend darüber und senkt sich wieder auf seinen Ruheplatz“. Die grosse englische Trappe wirft sich, wie es Wolf dargestellt hat, in ganz unbeschreibliche wunderliche Stellungen, während sie das Weibchen umwirbt. Eine verwandte indische Trappe (Otis bengalensis) „steigt in solchen Zeiten senkrecht in die Luft mit einem eiligen Schlagen der Flügel, wobei sie ihren Federkamm erhebt, die Federn des Halses und der Brust aufsträubt, und lässt sich dann auf den Boden nieder.“ Sie wiederholt dies Manöver mehrmals hintereinander und summt während der Zeit in einer eigenthümlichen Weise. Die Weibchen, welche zufällig in der Nähe sind, „gehorchen jenen tanzenden Aufforderungen,“ und wenn sie sich nähern, senkt das Männchen seine Flügel und breitet seinen Schwanz wie ein Truthahn aus.[1]

Den merkwürdigsten Fall aber bieten drei verwandte Gattungen australischer Vögel dar, die berühmten Laubenvögel – sämmtlich ohne Zweifel Nachkommen einer alten Species, welche zuerst den merkwürdigen Instinct erlangte, sich zur Production ihrer Liebespantomimen kleine Lauben zu bauen. Die Lauben (Fig. 46), welche wie wir später noch sehen werden, mit Federn, Muschelschalen, Knochen und Blättern in hohem Grade decorirt sind, werden einzig zu dem Zwecke der Bewerbung auf die Erde gebaut, denn ihre Nester bauen sie auf Bäume. Beide Geschlechter helfen bei dem Aufbauen dieser Lauben, aber das Männchen ist der hauptsächlichste Arbeiter daran. Dieser



  1. Wegen Tetrao phasianellus a. Richardson, Fauna Bor. Americana, p. 361, und wegen weiterer Einzelheiten Capt. Blakiston, Ibis, 1863, p. 125. In Bezug auf Cathartes und Ardea: Audubon, Ornithol. Biograph. Vol. II, p. 51 und Vol. III, p. 89. Ueber das Weisskehlchen s. Macgillivray, History of British Birds, Vol. II, p. 354. Ueber die Indische Trappe: Jerdon, Birds of India. Vol. III, p. 618.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)