In vielen Fällen behalten die Männchen die nämlichen Farben durch das ganze Jahr, in andern aber werden sie während der Paarungszeit viel heller; als ein weiteres Beispiel will ich noch den Calotes maria anführen, welcher in dieser Zeit einen hellrothen Kopf hat, während der übrige Körper grün ist.[1]
Bei vielen Species sind beide Geschlechter vollständig gleich schön gefärbt, und es ist kein Grund zu der Vermuthung vorhanden, dass solche Färbungen zum Schutze dienen. Bei den hell grünen Arten, welche mitten in der Vegetation leben, dienen zwar diese Farben ohne Zweifel zum Verbergen; im nördlichen Patagonien sah ich eine Eidechse (Proctotretus multimaculatus), welche, wenn sie erschreckt wurde, ihren Körper platt machte, die Augen schloss und dann wegen ihrer fleckigen Färbung kaum von dem umgebenden Sande zu unterscheiden war. Die glänzenden Farben aber, mit denen so viele Eidechsen geschmückt sind, ebenso auch die verschiedenen merkwürdigen Anhänge werden wahrscheinlich von den Männchen als Anziehungsmittel erlangt und dann entweder allein auf die männlichen Nachkommen oder auf beide Geschlechter überliefert. In der That scheint geschlechtliche Zuchtwahl bei Reptilien eine fast ebenso bedeutungsvolle Rolle gespielt zu haben als bei Vögeln. Die weniger auffallenden Färbungen der Weibchen im Vergleich mit denen der Männchen können, wie es Mr. Wallace bei Vögeln thun zu können glaubt, nicht dadurch erklärt werden, dass die Weibchen während der Brütezeit Gefahren ausgesetzt sind.
- ↑ Günther; in: Procced. Zoolog. Soc. 1870, mit einer colorirten Abbildung.
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)