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niederen Thieren unterscheiden, nämlich die mehr oder weniger vollständige Abwesenheit von Haaren am Körper und die Farbe der Haut. Wir brauchen über die bedeutende Verschiedenheit in der Form der Gesichtszüge und des Schädels bei den verschiedenen Rassen nichts zu sagen, da wir bereits im letzten Capitel gesehen haben, wie verschieden in diesen Beziehungen das Maass der Schönheit ist. Diese Charactere werden daher wahrscheinlich von geschlechtlicher Zuchtwahl beeinflusst worden sein; wir haben indessen kein Mittel, zu beurtheilen, ob dieser Einfluss hauptsächlich von der männlichen oder von der weiblichen Seite ausgegangen ist. Die musikalischen Fähigkeiten des Menschen sind gleichfalls bereits erörtert worden.

Fehlen von Haar am Körper und seine Entwickelung an dem Gesichte und dem Kopfe. – Aus dem Vorhandensein des wolligen Haares oder des Lanugo am menschlichen Fötus und der rudimentären über den Körper zerstreuten Haare während des geschlechtsreifen Alters können wir schliessen, dass der Mensch von irgend einem behaarten Thiere abstammt, welches behaart geboren wurde und Zeit seines Lebens so blieb. Der Verlust des Haares ist eine Unbequemlichkeit und wahrscheinlich ein Nachtheil für den Menschen, selbst unter einem warmen Clima, denn er ist hierdurch der sengenden Sonne und plötzlichen Erkältungen, besonders während des feuchten Wetters, ausgesetzt. Wie Mr. Wallace bemerkt, sind die Eingeborenen in allen Ländern froh, ihre nackten Rücken und Schultern mit irgend einer leichten Decke schützen zu können. Niemand vermuthet, dass die Nacktheit der Haut irgend einen directen Vortheil für den Menschen darbietet. Es kann also sein Körper seiner Haarbedeckung nicht durch natürliche Zuchtwahl entkleidet worden sein.[1] Auch haben wir, wie in einem früheren Capitel gezeigt wurde, keine


  1. Contributions to the Theory of Natural Selection, 1870, p. 346. Mr. Wallace glaubt (p. 350), „dass irgend eine intelligente Kraft die Entwickelung des Menschen geleitet oder bestimmt habe“; und er betrachtet den haarlosen Zustand der Haut als einen unter diesen Gesichtspunkt fallenden Umstand. Mr. T. R. Stebbing erörtert diese Ansicht (Transactions of Devonshire Associat. for Science, 1870) und bemerkt, „dass, wenn Mr. Wallace seinen gewöhnlichen Scharfsinn der Frage von der haarlosen Haut des Menschen zugewendet hätte, er auch die Möglichkeit erkannt haben würde, dass sie wegen ihrer überlegenen Schönheit oder wegen der sich an grössere Reinlichkeit knüpfenden Gesundheit ausgewählt worden sei“.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/368&oldid=- (Version vom 31.7.2018)