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Ehen oder beinahe allgemeiner Vermischung gewesen sein, obgleich die besten Autoritäten meinen, dass diese letztere der Polyandrie vorausgieng. Während der Urzeiten werden keine frühen Verlobungen stattgefunden haben; denn diese weisen auf eine Voraussicht der spätern Zeit hin. Auch werden Frauen nicht als blosse Sclaven oder Lastthiere geschätzt worden sein. Wenn den Frauen ebenso wie den Männern gestattet wurde, irgend welche Wahl auszuüben, so werden beide Geschlechter sich ihren Gatten gewählt haben, und zwar nicht um geistige Reize oder grossen Besitz oder sociale Stellung, sondern beinahe einzig und allein der äusseren Erscheinung nach. Alle Erwachsenen werden sich verheirathet oder gepaart haben, und sämmtliche Nachkommen, soweit das möglich war, werden aufgezogen worden sein, so dass der Kampf um die Existenz periodisch bis zu einem extremen Grade hart gewesen sein wird. Es werden daher während dieser Urzeit alle Bedingungen für geschlechtliche Zuchtwahl viel günstiger gewesen sein als in einer späteren Periode, wo der Mensch in seinem intellectuellen Vermögen vorgeschritten, aber in seinen Instincten zurückgegangen war. Was für einen Einfluss daher auch geschlechtliche Zuchtwahl in Bezug auf Hervorrufung von Verschiedenheiten zwischen den Rassen des Menschen ebenso wie zwischen dem Menschen und den höheren Quadrumanen, gehabt haben mag: es wird dieser Einfluss in einer sehr weit zurückliegenden Periode viel mächtiger gewesen sein als heutigen Tages, wennschon er nicht völlig verloren gegangen ist.

Ueber die Art der Wirksamkeit der geschlechtlichen Zuchtwahl beim Menschengeschlechte. – Die geschlechtliche Zuchtwahl wird bei den Urmenschen unter den eben angeführten günstigen Bedingungen und bei denjenigen Wilden, welche in der Jetztzeit irgend eine eheliche Verbindung eingehen, wahrscheinlich in der folgenden Art und Weise in Wirksamkeit getreten sein, wobei indess die mehr oder weniger ausgedehnt befolgten Gewohnheiten der Tödtung weiblicher Neugeborenen, früher Verlobungen u. s. w. diese Wirksamkeit mehr oder weniger gestört haben. Die stärksten und lebenskräftigsten Männer, – diejenigen, welche am besten ihre Familien vertheidigen und für dieselben jagen konnten, welche mit den besten Waffen versehen waren und das grösste Besitzthum hatten, wie z. B. eine grössere Zahl von Hunden oder anderen Thieren, – werden beim


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Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/361&oldid=- (Version vom 31.7.2018)