und schienen „sich zu schütteln“ über die weisse Farbe seiner Haut. Als die Negerknaben an der östlichen Küste Burton sahen, riefen sie aus: „Seht den weissen Mann! sieht er nicht aus wie ein weisser Affe?“ Wie Mr. Winwood Reade mir mittheilt, bewundern die Neger an der westlichen Küste eine sehr schwarze Haut mehr als eine von einer hellern Färbung. Aber ihr Entsetzen vor der weissen Farbe kann der Angabe desselben Reisenden zufolge zum Theil dem bei den meisten der Neger vorhandenen Glauben zugeschrieben werden, dass Dämonen und Geister weiss sind, zum Theil der Ansicht, dass sie ein Zeichen schlechter Gesundheit ist.
Die Banyai des südlicheren Theiles des Continents sind Neger, aber „eine grosse Menge von ihnen ist von einer helleren Milchcaffeefarbe, und es wird jetzt diese Farbe in dem ganzen Lande für schön gehalten“, so dass wir hier einen verschiedenen Maassstab des Geschmackes haben. Bei den Kaffern, welche bedeutend von den Negern abweichen, ist „die Haut mit Ausnahme der Stämme in der Nähe der Delagoa-Bai gewöhnlich nicht schwarz; die vorherrschende Färbung ist eine Mischung von Schwarz und Roth und die häufigste Schattirung ist Chocoladebraun. Dunkler Teint wird als der häufigste natürlich im grössten Werth gehalten. Zu hören, dass man hell gefärbt oder wie ein weisser Mann sei, würde von einem Kaffern für ein sehr schlechtes Compliment gehalten werden. Ich habe von einem unglücklichen Manne gehört, welcher so sehr hell war, dass ihn kein Mädchen heirathen wollte“. Einer der Titel des Zulukönigs ist: „Ihr der Ihr schwarz seid“.[1] Als Mr. Galton mit mir über die Eingeborenen von Südafrica sprach, bemerkte er, dass ihre Ideen von Schönheit sehr verschieden von unseren zu sein scheinen; denn in einem der Stämme wurden zwei schlanke helle und hübsche Mädchen von den Eingeborenen nicht bewundert.
Wenden wir uns zu anderen Theilen der Erde. In Java wird der Angabe von Frau Pfeiffer zufolge ein gelbes und nicht ein weisses Mädchen für eine Schönheit gehalten. Ein Mann von Cochin-China „erzählte verächtlich von der Frau des dortigen englischen Gesandten, sie habe weisse Zähne wie ein Hund und eine rosige Farbe wie
- ↑ Mungo Park’s Travels in Africa, 4°. 1816, p. 53, 131. Burton’s Angabe wird von Schaaffhausen citirt im: Archiv für Anthropologie, 1866, S. 163. Ueber die Banyai s. Livingstone, Travels, p. 64. Ueber die Kaffern s. J. Shooter, The Kafirs of Natal and the Zulu Country. 1857, p. 1.
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/340&oldid=- (Version vom 31.7.2018)