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Stimmorgane als Mittel der Brautwerbung benutzen, und einige Species üben auch etwas, was man Instrumentalmusik nennen könnte, aus.

In der Classe der Säugethiere, mit welchen wir es hier ganz besonders zu thun haben, gebrauchen die Männchen von beinahe allen Species ihre Stimmen während der Paarungszeit viel bedeutender als zu irgend einer anderen Zeit, und einige sind mit Ausnahme dieser Zeit absolut stumm. Bei anderen Species benutzen beide Geschlechter oder allein die Männchen ihre Stimmen zu Liebesrufen. In Anbetracht dieser Thatsachen und des Umstandes, dass die Stimmorgane einiger Säugethiere viel bedeutender beim Männchen als beim Weibchen entwickelt sind, und zwar entweder permanent oder nur zeitweise während der Paarungszeit, und ferner in Anbetracht, dass bei den meisten der niederen Classen die von den Männchen hervorgebrachten Laute nicht bloss dazu dienen, das Weibchen zu rufen, sondern auch es anzureizen oder zu locken, ist es eine überraschende Thatsache, dass wir bis jetzt keine guten Beweise dafür haben, dass diese Organe von männlichen Säugethieren dazu benutzt würden, die Weibchen zu bezaubern. Der americanische Mycetes caraya bildet vielleicht eine Ausnahme, wie noch wahrscheinlicher einer jener Affen, welche dem Menschen noch näher kommen, nämlich der Hylobates agilis. Dieser Gibbon hat eine äusserst laute, aber musikalische Stimme. Mr. Waterhouse führt an:[1] „Es schien mir, als ob beim Auf- und Abgehen der Scala die Intervalle immer genau halbe Töne wären, und sicher war der höchste Ton die genaue Octave des Niedrigsten. Die Qualität der Töne ist sehr musikalisch, und ich zweifle nicht, dass ein guter Violinspieler im Stande ist, eine correcte Vorstellung von der Composition des Gibbon zu geben, ausgenommen in Bezug auf die Lautheit“. Mr. Waterhouse gibt dann die Noten. Professor Owen, welcher gleichfalls ein Musiker ist, bestätigt die vorstehenden Angaben und bemerkt, allerdings irrthümlicher Weise, dass man von diesem Gibbon „allein unter den Säugethieren sagen kann, dass er singe“. Er scheint nach seiner musikalischen Aufführung sehr erregt zu sein. Unglücklicherweise sind seine Gewohnheiten niemals im Naturzustande eingehend beobachtet worden; aber nach der Analogie mit beinahe allen übrigen Thieren ist es äusserst wahrscheinlich,


  1. Mitgetheilt in W. C. L. Martin’s General Introduction to the Natur. Hist. of Mamm. Animals. 1841, p. 432. Owen, Anatomy of Vertebrates. Vol. III, p. 600.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/324&oldid=- (Version vom 31.7.2018)