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Nachkommen in grösserer Anzahl erzeugten als andere Frauen. Wie vorhin in Bezug auf körperliche Kräfte bemerkt wurde, so haben die Männer, wenn sie auch jetzt nicht mehr um den Besitz der Weiber kämpfen und überhaupt diese Form der Auswahl vorübergegangen ist, doch im Allgemeinen während des Mannesalters einen heftigen Kampf zu bestehen, um sich selbst und ihre Familien zu erhalten; dies wird dazu führen, die geistigen Kräfte auf ihrer Höhe zu erhalten oder selbst zu vergrössern und als Folge hiervon auch die jetzige Ungleichheit zwischen den Geschlechtern gleich gross zu halten oder noch bedeutender zu machen.[1]

Stimme und musikalische Begabung. – Bei einigen Species der Quadrumanen besteht eine grosse Verschiedenheit zwischen den erwachsenen Geschlechtern in der Kraft der Stimme und in der Entwickelung der Stimmorgane, und der Mensch scheint diese Verschiedenheit von seinen frühen Urerzeugern ererbt zu haben. Die Stimmbänder des Mannes sind ungefähr ein Drittel länger als bei der Frau oder als bei Knaben; und Entmannung bringt bei ihm dieselbe Wirkung hervor, wie bei den niederen Thieren; denn „sie hält jenes hervortretende Wachsthum des Schildknorpels u. s. w. auf, welches die Verlängerung der Stimmbänder begleitet“.[2] In Bezug auf die Ursache dieser Verschiedenheit zwischen den Geschlechtern habe ich den im letzten Capitel gegebenen Bemerkungen über die wahrscheinlichen Wirkungen des lange fortgesetzten Gebrauches der Stimmorgane Seitens des Männchens unter den Erregungen der Liebe, Wuth und Eifersucht nichts hinzuzufügen. Nach Sir Duncan Gibb[3] ist die Stimme und die Form des Kehlkopfes in den verschiedenen Rassen des Menschen verschieden; doch soll, der Angabe nach, bei den Eingeborenen der Tartarei, von China u. s. w. die Stimme des Mannes nicht so bedeutend


  1. Eine Beobachtung Vogt’s bezieht sich auf diesen Gegenstand; er sagt: „es ist ein auffallendes Verhältniss, dass der Abstand der Geschlechter in Beziehung auf die Schädelhöhle mit der Vollkommenheit der Rasse zunimmt, so dass der Europäer weit mehr die Europäerin überragt, als der Neger die Negerin. Welcker findet diesen von Huschke aufgestellten Satz in Folge seiner Messungen bei Negern und bei Deutschen bestätigt“. Vogt fügt indessen hinzu (Vorlesungen über den Menschen. Bd. 1, S. 95): „doch würde es noch mannichfacher Untersuchung bedürfen, um die allgemeine Geltung zu beweisen“.
  2. Owen, Anatomy of Vertebrates. Vol. III, p. 603.
  3. Journal of Anthropolog. Soc. April, 1869, p. LVII und LXVI.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/322&oldid=- (Version vom 31.7.2018)