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beim Weibchen fehlt; und Ecker fand eine Spur einer ähnlichen Verschiedenheit zwischen den beiden Geschlechtern bei den Australiern.[1] Wenn sich bei den Affen irgend eine Verschiedenheit in der Stimme findet, so ist die des Männchens die kräftigere. Wir haben gesehen, dass gewisse männliche Affen einen wohlentwickelten Bart haben, welcher beim Weibchen vollständig fehlt oder viel weniger entwickelt ist. Es ist kein Beispiel bekannt, dass der Kinnbart, Backenbart oder Schnurrbart bei einem weiblichen Affen grösser wäre als bei dem männlichen. Selbst in der Farbe des Bartes besteht ein merkwürdiger Parallelismus zwischen dem Menschen und den Quadrumanen; denn wenn beim Menschen der Bart in der Farbe vom Kopfhaar verschieden ist, wie es ja häufig der Fall ist, so ist er, wie ich glaube, beinahe immer von einer helleren Färbung und häufig röthlich. Ich habe diese Thatsache wiederholt in England beobachtet; vor Kurzem haben mir aber zwei Herren geschrieben, um mir mitzutheilen, dass sie eine Ausnahme von der Regel bilden. Der eine von ihnen erklärt die Thatsache aus der grossen Verschiedenheit der Farbe des Haars in der väterlichen und mütterlichen Seite seiner Familie. Beiden war diese Eigenthümlichkeit schon lange bekannt (der eine war oft in den Verdacht gekommen, dass er seinen Bart färbe); sie waren dadurch darauf geführt worden, andere Menschen zu beobachten, und waren überzeugt, dass solche Ausnahmen sehr selten sind. Dr. Hooker, welcher auf diesen kleinen Punkt in meinem Interesse in Russland aufmerkte, findet keine Ausnahme von der Regel. In Calcutta war Mr. J. Scott von dem dortigen botanischen Garten so freundlich, sorgfältig die vielen Menschenrassen, die dort ebenso wie in einigen anderen Theilen Indiens zu sehen sind, zu beobachten, nämlich zwei Rassen in Sikkim, die Bhoteas, die Hindus, die Birmesen und die Chinesen. Obgleich die meisten dieser Rassen sehr wenig Haare im Gesicht haben, so fand er doch immer, dass wenn irgend eine Verschiedenheit in der Farbe zwischen dem Kopfhaar und dem Barte bestand, der letztere ausnahmslos von einer helleren Färbung war. Nun weicht bei Affen, wie schon angeführt wurde, der Bart häufig in einer auffallenden Weise seiner Farbe nach von dem Haare auf dem Kopfe ab, und in derartigen Fällen ist er ausnahmslos von einem helleren Tone, oft rein weiss und zuweilen gelb oder röthlich.[2]


  1. Anthropological Review, Oct. 1868, p. 353.
  2. Mr. Blyth theilt mir mit, dass er überhaupt nicht mehr als ein einziges
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/312&oldid=- (Version vom 31.7.2018)