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kann darüber kein Zweifel bestehen, dass beide Geschlechter vieler Vögel ihre Färbung zu diesem Zwecke so modificirt haben, dass sie der Aufmerksamkeit ihrer Feinde entgehen, oder in einigen Fällen so, dass sie ihre Beute unbeobachtet beschleichen können, in derselben Weise wie das Gefieder der Eulen weich geworden ist, damit ihr Flug nicht gehört werde. Mr. Wallace bemerkt,[1] dass „wir nur in den tropischen Ländern und zwar in Wäldern, welche ihren Laubschmuck niemals verlieren, ganze Gruppen von Vögeln finden, deren hauptsächlichste Farbe Grün ist“. Ein Jeder, der es nur irgend einmal versucht hat, wird zugeben, wie schwierig es ist, Papageien in einem mit Blättern bedeckten Baume zu unterscheiden. Trotzdem müssen wir uns erinnern, dass viele Papageien mit carmoisinen, blauen und orangenen Farbentönen geschmückt sind, welche kaum protectiv sind. Spechte leben ganz vorzüglich auf Bäumen, aber ausser den grünen Species gibt es viele schwarze und schwarz und weisse Arten, während doch sämmtliche Species allem Anscheine nach nahezu denselben Gefahren ausgesetzt sind. Es ist daher wahrscheinlich, dass auf Bäumen lebende Vögel scharf ausgesprochene Färbungen durch geschlechtliche Zuchtwahl erlangt haben, dass aber die grünen Farben häufiger als irgend welche andere durch natürliche Zuchtwahl wegen des dadurch erlangten Schutzes erlangt worden sind.

In Bezug auf Vögel, welche auf dem Boden leben, gibt Jedermann zu, dass sie in einer Weise gefärbt sind, dass sie der umgebenden Oberfläche ähnlich werden. Wie schwierig ist es, ein Rebhuhn, eine Becassine, eine Schnepfe, gewisse Regenpfeifer, Lerchen und Ziegenmelker zu sehen, wenn sie sich auf die Erde ducken! Wüsten bewohnende Thiere bieten die auffallendsten Beispiele dar, denn die nackte Oberfläche bietet keinen Ort zum Verbergen dar, und beinahe alle kleineren Säugethiere, Reptilien und Vögel hängen in Bezug auf ihre Sicherheit von ihrer Färbung ab. Mr. Tristram hat in Bezug auf die Bewohner der Sahara bemerkt,[2] dass sie alle durch „ihre Isabellen- oder Sandfarbe“ geschützt werden. Wenn ich mir die Wüstenvögel, die ich in Südamerica gesehen habe, ebenso wie die meisten der Bodenvögel von Grossbritannien in mein Gedächtniss zurückrufe,


  1. Westminster Review; July, 1867, p. 5.
  2. Ibis, 1859. Vol. I, p. 429 u. flgde. In einem an mich gerichteten Briefe bemerkt indess Dr. Rohlfs, dass nach seiner Bekanntschaft mit der Sahara diese Angabe zu weitgehend sei.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/221&oldid=- (Version vom 31.7.2018)