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dass der obere verdickte Theil des Ringes bei dem obersten Augenflecken fehlt; denn wie früher angegeben wurde, wird dieser verdickte Theil allem Anscheine nach durch eine unterbrochene Verlängerung des nächst höheren Fleckens in derselben Reihe gebildet. Wegen der Abwesenheit des oberen und verdickten Theiles des Ringes erscheint der oberste Augenflecken, trotzdem er in allen übrigen Beziehungen vollkommen ist, so, als wenn sein oberes Ende schräg abgeschnitten wäre. Ich glaube, es würde Jedermann, welcher glaubt, dass das Gefieder des Argusfasans so wie wir es jetzt sehen erschaffen sei, in Verlegenheit bringen, sollte er den unvollkommenen Zustand der obersten Augenflecken erklären. Ich will noch hinzufügen, dass bei den vom Körper entferntesten Schwungfedern zweiter Ordnung alle Augenflecken kleiner und weniger vollkommen sind als an den übrigen Federn und dass bei ihnen der obere Theil des Rings fehlt, wie in dem eben erwähnten Falle. Hier scheint die Unvollkommenheit mit der Thatsache in Verbindung zu stehen, dass die Flecken an dieser Feder weniger als gewöhnlich die Neigung zeigen, zu Streifen zusammenzufliessen; sie werden im Gegentheile oft in kleinere Flecken aufgelöst, so dass zwei oder drei nach abwärts zu jedem Augenflecken laufen.

Noch ein anderer, sehr merkwürdiger Punkt, den Mr. T. W. Wood zuerst bemerkt hat,[1] verdient unsre Aufmerksamkeit. Auf einer mir von Mr. Ward gegebenen Photographie eines ausgestopften Exemplars im Acte der Entfaltung kann man an den senkrecht gehaltenen Federn sehen, dass die weissen Zeichnungen an den Augenflecken, welche das von einer convexen Oberfläche reflectirte Licht darstellen, an dem obern oder ferneren Ende liegen, d. h. dass sie aufwärts gerichtet sind; und natürlich wird der Vogel, wenn er auf der Erde stehend seine Reize entfaltet, von oben beleuchtet werden. Nun kommt der merkwürdige Punkt: die äusseren Federn werden fast horizontal gehalten, und da deren Augenflecke gleichfalls als von oben beleuchtet erscheinen sollten, so müssten die weissen Zeichnungen an der obern Seite der Augenflecken angebracht sein. So wunderbar die Thatsache auch ist: sie finden sich factisch dort angebracht! Obgleich daher die Augenflecken auf den einzelnen Federn sehr verschiedene Stellungen in Bezug auf das Licht einnehmen, so erscheinen sie doch alle als von oben beleuchtet, genau so wie ein Maler sie schattirt haben würde.


  1. The Field, 28 May, 1870.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/152&oldid=- (Version vom 31.7.2018)