waren, sich paarweise zusammenzuhalten. Ich habe auch beobachtet, dass, je älter die Vögel waren, desto kürzer die Präliminarien ihrer Brautwerbung waren; die Junggesellen und alten Jungfern traten, ob mit Betrübniss oder in der Absicht von der Unruhe nicht gestört zu werden, ruhig zur Seite und legten sich in einiger Entfernung von den übrigen nieder“.[1] Von demselben Beobachter liessen sich noch viele ähnliche Angaben in Bezug auf andere Vögel anführen.
Wenn wir uns nun zu den domesticirten und in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln wenden, so will ich damit beginnen, das Wenige mitzutheilen, was ich in Bezug auf die Bewerbung der Hühner in Erfahrung gebracht habe. Ich habe lange Briefe über diesen Gegenstand von den Herren Hewitt und Tegetmeier und beinahe eine ganze Abhandlung von dem verstorbenen Mr. Brent erhalten. Jedermann wird zugeben, dass diese Herren, welche durch ihre veröffentlichten Werke so wohl bekannt sind, sorgfältige und erfahrene Beobachter sind. Sie glauben nicht, dass die Weibchen gewisse Männchen wegen der Schönheit ihres Gefieders vorziehen; aber man muss den künstlichen Zustand, in welchem sie lange Zeit gehalten worden sind, einigermaassen in Rechnung bringen. Mr. Tegetmeier ist überzeugt, dass ein Kampfhahn, trotzdem er durch das Abstumpfen und das Stutzen seiner Sichelfedern entstellt ist, ebensoleicht von den Weibchen angenommen wird als ein Männchen, welches alle seine natürlichen Ornamente noch besitzt. Mr. Brent indessen gibt zu, dass die Schönheit des Männchens wahrscheinlich dazu beiträgt, das Weibchen anzuregen; und die Zustimmung des Weibchens ist nöthig. Mr. Hewitt ist überzeugt, dass die Verbindung durchaus nicht einem blossen Zufalle überlassen ist, denn das Weibchen zieht beinahe ausnahmslos das kräftigste, stolzeste und zanksüchtigste Männchen vor. Es ist daher, wie er bemerkt, fast nutzlos, „ein reines Züchten zu versuchen, wenn ein Kampfhahn in guter Gesundheit und gutem Zustande an demselben Orte frei umherläuft; denn fast eine jede Henne wird nach dem Verlassen ihres Ruheplatzes sich dem Kampfhahne nähern, selbst wenn dieser Vogel nicht factisch das Männchen von der Varietät des Weibchens wegtreibt“. Unter gewöhnlichen Umständen scheinen die Männchen und Weibchen des Huhns vermittelst gewisser Geberden zu einem gegenseitigen Einverständnisse zu gelangen, welche mir Mr. Brent
- ↑ Audubon, Ornitholog. Biography. Vol. I, p. 191, 349. Vol. II, p. 42, 275. Vol. III, p. 2.
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)