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chinesische Gänserich ganz überwiegende Reize verglichen mit dem gemeinen Gänserich gehabt zu haben scheint. Ich will hier nur noch einen andern Fall anführen. Mr. Hewitt führt an, dass eine in der Gefangenschaft aufgezogene Wildente, „nachdem sie ein Paar Jahre mit ihrem eigenen Enterich gebrütet hatte, sich auf einmal desselben entledigte, nachdem Mr. Hewitt eine männliche Spiessente auf das Wasser gebracht hatte. Es war offenbar ein Fall von Verliebtwerden auf den ersten Blick. Denn das Weibchen schwamm um den Ankömmling liebkosend herum, trotzdem dieser offenbar beunruhigt und von ihren Liebeseröffnungen unangenehm berührt schien. Von dieser Stunde an vergass das Weibchen seinen alten Genossen. Der Winter zog vorüber und im nächsten Frühjahr schien die Spiessente von den Schmeicheleien des Weibchens umgestimmt worden zu sein. Denn sie nisteten zusammen und brachten sieben oder acht Junge hervor“.

Was in diesen verschiedenen Fällen den Zauber gebildet haben mag, ausser dem Reize der Neuheit, können wir nicht einmal vermuthen. Indess spielt zuweilen die Farbe doch wohl eine Rolle; denn um Bastarde vom Zeisig (Fringilla spinus) und dem Canarienvogel zu ziehen, ist es der Angabe von Bechstein zufolge am besten, Vögel ein und derselben Färbung zusammenzubringen. Mr. Jenner Weir brachte einen weiblichen Canarienvogel in seine Volière, wo sich männliche Hänflinge, Stieglitze, Zeisige, Grünfinken, Buchfinken und andere Vögel befanden, um zu sehen, welchen von diesen das Weibchen sich erwählen würde. Aber dasselbe zweifelte nicht einen Augenblick, und der Grünfinke gewann den Preis; sie paarten sich und producirten hybride Nachkommen.

Was die Individuen einer und derselben Species betrifft, so erregt wohl die Thatsache, dass das Weibchen es vorzieht, sich lieber mit dem einen Männchen als mit dem andern zu paaren, nicht so leicht die Aufmerksamkeit, als wenn dies, wie wir so eben gesehen haben, zwischen verschiedenen Species eintritt. Fälle der ersten Art können am besten bei domesticirten oder in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln beobachtet werden. Dieselben sind aber oft durch zu reichliches Futter verwöhnt und zuweilen sind ihre Instincte bis zu einem ganz ausserordentlichen Grade verderbt. Von dieser letzteren Thatsache könnte ich hinreichende Belege von Tauben und besonders von Hühnern anführen, sie können aber hier nicht einzeln mitgetheilt werden. Verderbte Instincte können auch einige der Bastardverbindungen erklären,


Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)