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Wilhelm Löhe: Vom Schmuck der heiligen Orte, Dictat aus den Jahren 1857/58, abgedruckt im „Correspondenzblatt der Diaconissen von Neuendettelsau“ 1859/60

 Der Diaconus der Römischen trägt über der Alba die Dalmatica, ein kurzes Gewand mit kurzen weiten Aermeln und zwei goldenen Troddeln auf dem Rücken, außerdem den Manipulus und die Stola; der Subdiaconus über der Alba die Tunicella, gleichfalls ein weißes Gewand wie die Dalmatica des Diaconus, aber länger und mit engeren Aermeln. Am Arme hat er den Manipulus. Gegenwärtig ist kein Unterschied mehr zwischen Tunicella und Dalmatica. Der Bischof trägt über alle diese Gewande noch die Mitra oder Insula, Handschuhe mit einem Kreuz, über denselben den Ring, in der Hand den Bischofsstab, an den Füßen Schuhe und Sandalien darüber und auf der Brust das Rationale oder Brustkreuz. Der Erzbischof trägt außerdem das Pallium und einen 7–8 Fuß hohen Bischofsstab. Der Pabst trägt bischöfliche Kleidung, ein Kreuz und die dreifache Krone.

§. 33.

 Die höchste Bedeutung für den kirchlichen Dienst hat unter den Werken der Frauen die Weberei und Stickerei, daher nahm die Kirche diese beiden Künste je und je in ihre Pflege. Zuerst bemerken wir, daß für das kirchliche Weißzeug mit Ausschluß jedes andern Stoffs Gewebe von Linnen und Hanf zu nehmen ist, für die übrigen Paramente, die sich nach der liturgischen Farbe richten, Gold, Silber und Seidenstoff; Baumwollenstoffe sollten nicht genommen werden, und der Grund ist, weil die Kirche das Gewöhnliche nicht will. Auch Wolle soll nicht genommen werden, zumal die Kunst verloren gegangen ist, dieselbe gegen den Angriff der Insekten zu schützen. Die Seide empfiehlt sich besonders durch ihre Unzerstörbarkeit. Für die Seidenmanufaktur nimmt man nach der von Bock gegebenen Entwickelung drei Perioden an: die orientalisch-byzantinische, die arabisch-italienische und die germanisch-romanische. Die erste rechnet man bis zu den Zeiten der Hohenstaufen (1152), die zweite bis zu Kaiser Karl IV. (1347), die dritte bis zu Karl V. (1519). In der ersten Periode ist der Orient Monopolist, d. h. Griechen, Araber, Perser, Inder sind allein im Besitze der Kunst, aus der Rohseide kostbare Gewebe zu verfertigen. Die Stoffe dieser Periode sind sehr schwer, dicht gewebt und uni, d. i. ohne Muster; in der Wahl der Farbe herrscht gewöhnlich die gelbe, grüne, rothe und Purpur vor. Kommen in diesen alten Stoffen Dessins vor, so sind es in der Regel mathematische Figuren, Polygonen oder Kreise, die zuweilen zusammenhängende, phantastische Thierbildungen einfaßen (Bestiaire). Seltner erscheinen in diesen Seidengeweben Broschierungen in Goldfäden; sind jedoch Dessins ersichtlich, so sind sie in der Regel eingestickt, nicht eingewirkt.

(Fortsetzung folgt.)

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Wilhelm Löhe: Vom Schmuck der heiligen Orte, Dictat aus den Jahren 1857/58, abgedruckt im „Correspondenzblatt der Diaconissen von Neuendettelsau“ 1859/60. Druck in Commission der C. H. Beck’schen Buchhandlung, Nördlingen 1859, 1960, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Correspondenzblatt_der_Diaconissen_von_Neuendettelsau_Bd02_1859.pdf/42&oldid=- (Version vom 4.9.2016)