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geschmückte Jerusalem voraus. Indess ist die Zwölfzahl auch vom neuen Testament geheiligt durch die Apostel, und im neuen Jerusalem kann nur noch symbolisch die Rede seyn von den alten Stämmen Israels, als den Vorbildern der himmlischen Heerschaaren, nicht zu gedenken der zwölf Zeichen im Zodiakus, die aus dem physischen Himmel auf den geistigen übertragen werden. Vgl. die Artikel Edelstein, Himmel, Paradies. Das Paradies oder der Garten Eden ist der Himmel einer ländlichen, das neue Jerusalem einer städtischen Bevölkerung. Mauern und Thore weisen noch auf das Bedürfniss einer Verschliessung und Vertheidigung nach aussen hin. Das neue Jerusalem erscheint insofern als eine Burg Gottes zum Schutz gegen die Mächte der Hölle. Auch bezog man die Stelle Joh. 14, 2. („in meines Vaters Hause sind viele Wohnungen“) hieher und glaubte den Himmel als eine grosse Stadt voll unzähliger Wohnungen denken zu müssen. Auf dem berühmten Genter Altar malte van Eyck die Stadt Maestricht als neues Jerusalem in den Himmel, welche Naivetät weniger unschicklich erscheint, als die Willkühr, mit welcher Ferrari im römischen Pallast Sciarra aus dem himmlischen Jerusalem ein antikes Amphitheater machte. Boisserée bemerkt in seiner Geschichte des Kölner Doms S. 45: die bunten Glasfenster der gothischen Kirchen hätten die Wirkung der glänzenden Edelsteine im himmlischen Jerusalem nachahmen sollen, sofern sie aus der äussersten Höhe und Ferne des Kirchengewölbes auf die Gemeinde gestrahlt hätten.

In der Offenbarung Johannis 21, 2. wird die himmlische Stadt zugleich als Braut Christi bezeichnet, was in einer alten Hymne bei Fortlage S. 186 sehr schön ausgeführt ist. Die Juwelen und Perlen nämlich, mit denen die Thore und Mauern Jerusalems geziert sind, verwandelten sich in den Halsschmuck der Braut. Diese Vergleichung erklärt sich dadurch, dass im neuen Jerusalem ausschliesslich alle Getreuen der Kirche, die ganze „Gemeinschaft der Heiligen“ versammelt seyn werden, daher diese himmlische Stadt auch als

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_436.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)