Seite:Christliche Symbolik (Menzel) II 489.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die zwei Pfeiler oder Thürme, zwischen denen das Thor sich vertieft, werden auf die beiden Säulen am Tempel zu Jerusalem bezogen. Vgl. den Artikel Säule. — Die beiden Thürflügel entsprechen den beiden Testamenten. Auf den grossen Bronzethüren zu Florenz (von Ghiberti), zu Nowogrod etc. ist wirklich die ganze biblische Geschichte illustrirt. die des alten Testamentes zur Linken, die des neuen zur Rechten. Vgl. Kunstblatt 1831. Nr. 13. Die beiden Seiten werden auch im Gegensatz von Judenthum und Christenthum aufgefasst, und auf die eine Seite die allegorische Figur der Synagoge (s. diesen Artikel), auf die andere die der Kirche gestellt. Oft auch findet man rechts die fünf klugen, links die fünf thörichten Jungfrauen dargestellt (s. diesen Artikel).

In der späteren Gothik kam die Dreizahl der Thüren auf, besonders in Frankreich, so dass nicht selten die ganze Westseite einer Kirche von den drei vertieften und auf’s Prachtvollste ornamentirten Thüren eingenommen erscheint. Der Dreizahl liegt hier keine andere Bedeutung als die der Dreieinigkeit zu Grunde.

Ueber den Kirchenthüren wurden zum Theil die Statuen der Kirchenpatrone angebracht, zum Theil allgemeine Symbole. Unter diesen ist der Löwe besonders merkwürdig. Simson bricht den Rachen des Löwen auf. Vgl. d. Artikel Simson. Ein Löwe (Christus) hütet die Pforte. Zwölf Löwen (die Apostel) reihen sich um die Thüre wie vor dem Thron Salomo’s als Wächter der Kirche. Ein Löwenkopf war beliebt als Thürklopfer mit dem beweglichen Ringe. Vgl. d. Artikel Löwe.


Thurm,

Symbol der Festigkeit, Uneinnehmbarkeit, Unangreifbarkeit. „Der Name Gottes ist der festeste Thurm.“ Sprichw. Sal. 18, 10. Daher auch Sinnbild der keuschen Jungfräulichkeit. Maria wird der Thurm Davids, der elfenbeinerne Thurm genannt. Auch die Keuschheit hat unter den christlichen Tugenden

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_II_489.jpg&oldid=- (Version vom 2.4.2023)