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Das Pedal hat zuweilen viel Glänzendes und Geschwindes, welches freylich nur geübte Meister auszuführen im Stande sind, und dergleichen in England wohl nie mag erhört worden seyn. Wenn man nun hinzusetzt, daß Bach nicht allein mit der Feder allen diesen Forderungen ein Genüge gethan habe, sondern auch aus dem Stegereife im Stande war es zu thun, und zwar so regelmäßig als möglich: welche Größe gehört nicht hierzu!

Außer den vielen von J. S. gesetzten, ausgeführten und variirten Chorälen und Vorspielen dazu (auch die finden bey den Engländern wenig Statt, da ihre Art des Kirchengesangs wenig Gelegenheit dazu giebt) außer andern Trios für die Orgel sind besonders 6 dergleichen für zwey Manuale und das Pedal bekannt, welche so galant gesetzt sind, daß sie jetzt noch sehr gut klingen, und nie veralten, sondern alle Moderevoluzionen in der Musik überleben werden. Ueberhaupt genommen, hat noch niemand so viel schönes für die Orgel gesetzt, als J. S. Bach.

Quanz sagt an einem Orte seiner gedruckten Anweisung die Flöte traversier zu spielen, nämlich im XVIII. Hauptstück §. 83.[WS 1] daß unser bewunderungswürdige J. S. Bach in den neuern Zeiten die Kunst die Orgel zu spielen, zu ihrer größten Vollkommenheit gebracht habe. Und Quanz war doch unstreitig Kenner der Kunst und Mann von Geschmack, den er auf langen Reisen durch Deutschland, Italien, Frankreich, Holland und England, wo er alle große Tonkünstler oft hörte, ausgebildet hatte. Namentlich kannte er Händeln sehr genau und verehrte ihn. Quanz war nebst Hassen und der Faustina, welche alle Händeln lange gekannt und oft auf dem Clavier und der Orgel gehört hatten, in Dresden gegenwärtig, als sich J. S. Bach in den Dreyßigern dieses Jahrhunderts vor dem Hofe und vielen Kennern auf der Orgel hören ließ; diese bekräftigten das angeführte Urtheil über ihn, als den ersten und fertigsten aller Orgelspieler und Komponisten für dies Instrument. Dies Urtheil lebt auch noch in dem allgemeinen Rufe in Deutschland und auswärtigen Ländern.

Bey Gelegenheit der Orgelsachen von Händeln, als denen Bachischen entgegen gestellt, läßt sich gar nichts sagen. Sie sind zu sehr verschiedner Art, und können nicht verglichen werden.

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