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Laß erbaun ein heilges Kloster;
Dort auch ruhe meine Asche!

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Lasse jetzt von armem Volke

Stille mich zu Grabe tragen,
Bis erbauet ist das Kloster
Zur Kapelle bei Sankt Claren.

Und den Schwestern dieses Ordens

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Dann das neue Kloster lasse,

Weil sie jetzt nur ärmlich wohnen
Und das Haus sie kaum mehr fasset.

Meinen Sarg, geschmückt mit Rosen,
Laß von armen Jungfraun tragen;

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Lasse auch die Kinder folgen,

Die ich stets geliebet habe.

Allen spende aus zum Lohne
Meine vollen Kleiderladen,
Aus dem Tuch, das ich gesponnen,

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Lasse allen Hemdlein machen.


Mein Geschmeide, silbern, golden,
Alle Perlen und Demanten,
Die mir deine Huld erworben,
Schenke ich zu dem Altare.

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Lasse eine Mutter Gottes

Recht vor allen herrlich malen
Und ihr von dem hohen Chore
Himmlische Musik erschallen.

Mit des Weihrauchs süßen Wolken,

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In wollüstger Düfte Kampfe,

Soll ein Wald unzählger Rosen
Um der Kirche Säulen ranken.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_234.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)