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Und er geht Werke leiser,
Will nun keine Erde mehr.

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Und die Rippe wird zum Weibe;

Heva hat er sie genennt,
Sie war Fleisch von Adams Leibe,
Und sie haben sich erkennt.

Ihre Locken zu den Seiten

330
Flocht und schmückte ihr der Herr,

Salbte sie, und tanzend schreiten
Mußte sie zu Adam her.

Tausend Engel, sie zu preisen,
Vor dem klaren Weibe gehn,

335
Singend, spielend sie umkreisen

Rings mit himmlischem Getön.

Und es tanzten rings den Reigen
Sonne, Mond und Sterne fern
Nach der Engel Harf und Geigen

340
Vor der Braut des Erdenherrn.


Während seinen Segen beiden
Reichet gütig nun der Herr,
Zu der Mahlzeit sie zu leiten
Eilten dann die Engel her.

345
Auf dem Tisch von Edelsteine

Da die Hochzeitsspeisen stehen,
Schenkend wohlgekühlte Weine
Engel um die Tafel gehn.

Gott zeigt in dem Paradeise

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Einen Baum, der hoch aufstrebt,

Spricht: „Die Frucht nehmt nicht zur Speise,
Sie ist tödlich!“ und entschwebt.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)