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so lebhaft. Dazu kommt noch, billig zur Schande des öffentlichen Religions[-]Unterrichts selbst, daß man die Bilder für die Sache selbst nimmt, und unter Feuer sich wirklich Feuer, unter Rauch der Quaal sich wirklich Rauch, unter fressenden Wurm sich wirklich einen Wurm denkt.

Aber auch in der rohen Sinnlichkeit des Volks selbst liegt noch ein dritter Grund; diese crassen Bilder sind gerade diejenigen, die diese an der Glaubens-Masse klebende Sinnlichkeit ergreifen kann; die Bilder himmlischer Seeligkeit, haben mehr geistige Größe, und erfordern mehr Aufschwung, mehr Erhebung! Gerade diese rohere Sinnlichkeit ist die Ursache, warum für diese Classe der Menschheit das Principium der Furcht und Strafe heftiger und wirkender ist, als das Principium der frohen Hoffnung oder des Lohns. So nahm einst der Theokrat, für den grobsinnlichen Israeliten, die Gründe des Gehorsams und der Unterwerfung, mehr von Furcht, als Hoffnung, mehr von Drohung, als Verheißung, mehr von Strafe, als Belohnung her; und so war immer Sprache und Bild, in welche er seine Drohung einkleidete, crasser, sinnlicher, und derber, als das Bild seiner Verheißungen.

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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)