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das Abscheulichste zu denken, was man sich immer denken kann; ein Mann, in welchem, durch eine solche Art des Unterrichts, das Gefühl seines eigenen Wehrts, Menschenschätzung, Menschenliebe, Vertrauen auf Tugend, Rechtschaffenheit und Frömmigkeit, geschwächt wurde; der nur immer mit den crassen Ideen von ewiger Höllenpein, Feuer, Pfuhl und Rauch intimidirt wurde; den man frühe schon angewöhnte, Furcht vor Höllenpein zum Principium seiner Handlungen zu machen; der nichts vom Frohseyn, von der eigenen Schönheit, der eigenen Liebenswürdigkeit, dem eigenen Wehrt, dem eigenen Lohn der Tugend lernte; und statt Gottes sich als seines Vaters zu freuen, ihn vielmehr, wie der roheste Israelite, als zornigen und unerbittlichen zu fürchten, angehalten wurde; – – – ein solcher Mann; wie weit hat der noch zum Schwärmer? Und wenn er es wird, wird er sichs denn nicht zum ersten Beruf machen, der verdammten Welt Buße zu predigen?

Ich kann hier zwey Bemerkungen nicht ungenützt vorbey gehen lassen.

Der Schneider spricht nur immer von der Strafe des Bösen, aber nicht vom Lohn des Guten; immer nur von Höllenpein,

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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)