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Der Ort liegt an der Reichenbacher Chaussee 1/4 Stunde von Plauen, in einer schönen, durch ein Seitenthal, steile Anhöhen und allerle Gehölz abwechselnden Gegend von mehr als mittlerer Fruchtbarkeit. Die Flur hat im Mittel gegen 1270 Fuss Seehöhe.

Das hiesige Gut versteuert 6565 Einheiten, gehört demnach jedenfalls an Werth in die mittlere Classe. Bis vor nicht langer Zeit hatte dasselbe herrlichen alten Kiefern Holzbestand und 150jährige Fichten am Langenberge, rechts am Wege nach Voigtsgrün, sie sind aber gefällt.

Die volle Gerichtsbarkeit des Guts ist im Mai 1856 an die Regierung gekommen und erstreckte sich in Reusa über 43 Häuser mit 366 Seelen, in Sorga über 8 Häuser mit 48 Seelen, in Kleinfriesen über 13 Häuser mit 86 Bewohnern, zusammen reichlich über 600 Seelen, obwohl 1802 nur 382 Consumenten angegeben wurden.

Hierzu kommt noch 1 Haus in Schlodiz worüber das Gut blos die Erb- und ein kleiner Antheil an der Flur Neuensalz, worüber es blos Erbgerichtsbarkeit gehabt hat.

Ein Dorf Dürrgrün, welches im Texte mit erwähnt worden ist, existirt hier nicht, wie Leonhardi auf ein solches verfallen, bleibt ein Räthsel, so wie es unbegreiflich ist, die hiesige Gruftkapelle zu einer Plauischen Filialkirche zu machen.

Das Schloss hat nur 2 Stockwerke aber eine sehr lange Fronte, auf dem Vorsprunge der nördlichen Längeseite ein Uhrthürmchen und eine sehr schöne Aussicht nach der Stadt und dem höheren Gebirge.

Durch seine zahlreichen Fenster (es soll so viel haben, wie Tage im Jahr sind) füllt sehr viel Licht ein, was früher der darinnen betriebenen Baumwollspinnerei zu Statten kam.

Derjenige von Winkelmann, der das Gut bis 1645 lange Zeit besessen hat, war Flossoberaufseher, und Friedrich Ferdinand von Müffling besass es 1776.

Der Kaufmann Schmidt in Plauen war damit nie beliehen, wohl aber dessen Sohn der Förster Schmidt, welcher auch Schneckengrün besass.

Der jetzige Besitzer ist Herr Paul Maximilian Schneider, dessen achtungswürdiger Herr Vater Dr. Ludwig Schneider als Erb- Lehn- und Gerichtsherr von Reusa im Jahre 1858 mit Tode abgegangen ist.

Reuth (S. 5 d. A.) Des Schlosses Besitzer 1411 waren die Brüder Leupoldt, Kunz (Konrad), Dietrich und Burkhardt von Wolfframsdorf, welche daher wohl von dem von Wolffersdorfischen Geschlechte zu unterscheiden sind (S. 5, Sp. 1.)

Vollrad von Watzdorf (S. 5, Sp. 1.) verehelichte sich 1595 mit der Wittwe des letzten Edlen Sack auf Mühltroff, genannt Margarethe aus dem Regnitzländischen Geschlechte von Waldenfels. Der im 18. Jahrhundert zum Besitze von Reuth gelangte Hanns Karl Friedrich von Schönfels war Kammerjunker.

Nach früherer Verfassung war das Gut altschriftsässig und 1817 besuchte der Amtshauptmann Karl Heinrich August von Schönfels als Besitzer von Reuth den Landtag.

Der jetzige Besitzer Herr Friedrich Ernst von Schönfels ist Major von der Armee (a. D.), Comthur II des Verdienstordens und Stellvertreter des Vorsitzenden beim ritterschaftlichen Creditverein. Er übergab die Gerichtsbarkeit von Reuth im Mai 1856 dem Amte Plauen.

In neuerer Zeit hat des Gutes Areal sich bedeutend vermehrt, denn 1834 bot Eduard Heinrich von Schönfels das Gut öffentlich aus mit nur 320 Scheffel (also 160 Ackern) Feldes, 300 Scheffel gut gepflegten Holzes, 113 Tagewerk Wiesen, Torfgräberei, Brauerei, edler Schäferei, wilder und Teich-Fischerei. Die Bestimmung der Wiesen nach Tagewerk stammt aus Bayern, wo das Tagewrk 40000 Quadratfuss hat. In den übrigen Theilen Sachsens ist diese Eintheilung unbekannt.

An die Eisenbahnunternehmung verkaufte der Ort um etwa 6000 Thlr. Landes davon 2026 Thlr. dem Rittergute zufielen.

Anjetzt beträgt dessen Pachtland 170 Acker Feld, 41/3 Acker Teiche, überhaupt 252 Acker, worauf mit Einschluss der Holzung 480 Steuereinheiten ruhen. Bis 1838 hatte das Gut auf vielen Dorffluren die Schaafhut.

Reuth, der Ort, zählte im Jahre 1834 in 54 Häusern 298, 1859 in 58 Häusern 370 Seelen.

Im Gutssprengel, der noch sechs Häuser in Dehles, 5 in Reinhardtswalde, 2 in Drochaus, 2 in Rodau und 4 in Schönlind begreift, wurden 1801 erst 347 Consumenten verzeichnet.

Zum Orte gehört die im Osten abgelegene Budelischmühle sonst Langen- oder Staudenmühle genannt. Die Flur raint mit Tobertitz, Schönlind und Reinhardswalde in Sachsen mit Spilmess und Stelzen in Reuss-Schleiz. Die 1815 an Preussen gekommene Stadt Gefell liegt 13/4 Stunden vom Orte entfernt.

Im Filial Stelzen, welcher Ort bis auf das einzige Haus, den Gasthof, reussisch ist, steht die Collatur der Regierung zu Schleiz zu. Der Reuther Schullehrer aber ist zugleich Kirchendiener in Stelzen, wogegen dieser Ort seinen besondern Lehrer hat.

Ein schönes und vielbesuchtes Fest ward dem Orte am 2. Septbr. 1859 zu Theil durch einen kurzen Aufenthalt des von Hof zurückkehrenden allverehrten Königs Johann, wobei die Feier sich hauptsächlich auf den Bahn- und Schlosshof erstreckte.

Reyssig, (S. 193 d. A.) Reyszig, Reissig, war nach früherer Verfassung zwar (neu-)schriftsässig, aber nicht landtagsfähig. Hinterreissig, welches ausser der Pfaffenmühle blos noch den „Pfaffenbauer“ oder das kleine Vorwerk Pfaffenhaus begreift, gehört nicht zum Rittergute, also auch nicht hierher. Vorderreissig dagegen enthielt 1834 in 11 Häusern 88 –, 1858 in 18 H. 142 Bewohner, die theils in Plauen taglöhnern, theils ausnähen u. s. w., und denen der Gutsherr den Schullehrer bestellt. Ueberhaupt wolle man hier Haselbrunn gleichfalls nachlesen.

Die kahle steinige Flur, in welcher 2791/3 Acker mit 2066 Einheiten der Commun Plauen zustehen, zeigt 1221 Fuss mittler Seehöhe, und raint mit Röttis, Jössnitz, Kauschwitz und Haselbrunn. Die verbundenen Güter Haselbrunn und Reissig, welche auch eine kleine Schäferei besitzen, versteuern 24942/3 Einheiten, und überliessen 1848 ihre (volle) Gerichtsbarkeit der Regierung. Insgemein wird Haselbrunn nur wie ein Vorwerk von Reissig betrachtet. –

Rodau (S. 25 d. A.) an der West-Gränze des (sächsischen) Voigtlandes, nämlich an der reuss-schleizischen, 21/2 Stunde westlich von Plauen, halb so weit südöstlich von Mühltrof, 1 Meile von Tanna und 11/2 von Gefell, in nicht mehr milder Gegend, obwohl die mittle Flurhöhe nur 1390, die der Kirche nach Wiemann 1382 Fuss beträgt.

Den Namen nimmt das Album trotz der slawischen Wortform für einen deutschen; wir können nicht beistimmen, sondern nehmen ihn entweder in dem Sinne von Hrodau, einer Burgstätte, oder leiten ihn von Ruda, so dass dem Boden hier Eisengehalt zugeschrieben würde. Mit der Sage von einem Swantowit-Tempel meint das Album offenbar das im Süden theilweis noch vorhandene Gehölz Roderschwand, welches aber jedenfalls auf eine Wüstmark zu beziehen ist. – Die Flur raint mit Koskau und Stelzen im Reussischen, mit Tobertitz, Rössnitz, Leubnitz und Demeusel in Sachsen.

Das ziemlich lang sich ausspinnende Dorf ist von 1834 bis 1858 nur von 96 zu 101 Häusern, von 558 zu 569 Seelen angewachsen, hat aber freilich in den letzten 3 Jahren um 55 (wohl durch Auswanderung??) abgenommen. Von den Begüterten sind 12 im Leubnitzer Antheil. Der Amtstheil begriff, ohne die 5 Häuschen der Eisenbahnwärter, 1833 34 Nummern und überdiess übte das Amt die Obergerichte über die Leubnitzer und Rodauer Unterthanen. Dagegen hatten Rössnitz und Reuth ihre Antheile, jeden mit 2 Nummern, mit voller Gerichtsbarkeit. Schneckengrün, Wiedersberg und Kürbitz haben hier blos Lehnleute.

Das hiesige Rittergut hatte von Rodau selbst nur etwa ein Viertel (wobei eine Mühle), übrigens Antheil an Schönberg (4 Güter), an Kornbach (1 Halbhüfner und 1 Häusler,) an Tobertitz (1 Gut), und zwar überall nur erbgerichtlich; denn das Gut hatte weder die Schriftsässigkeit, noch die Landtagsfähigkeit; im Mai 1856 gab es die Gerichtsbarkeit ab. Lehnunterthanen hat es noch in Meltheuer. Es versteuert 2263 Einheiten, und soll noch jetzt seine Schäferei unterhalten.

Den im Album erwähnten Zinsverkauf an das bei Zeitz gelegne Kloster Bosau beziehen Andere auf Roda an der Schnauder, oder an Wustroda bei Heuckewalde. Insgemein gelten die Röder für die Fortsetzung des v. Rodaischen Geschlechtes, wie denn auch wirklich Roda 1428 einem Jahn Roder gehörte, und der Ort 1592 unter dem Namen „zum Röde“ vorkommt. Es sei auch wiederholt, dass es Herren von Reuss nie – folglich auch keine Kunigunde von Reussin gegeben eben so wenig kommen Herren v. Reinoldsdorf vor, die vielmehr blos zum niedern Adel gehörten.

Was die Erklärung der Bete (S. 25 zu Ende) betrifft, so stimmt das Wort „freiwillig“ nicht mit dem Thatbestande. Ist doch überhaupt die Ableitung vom Bitten (statt vom Bieten) erst seit 1830 aufgekommen, um das Volk zu animiren. – Das Dobeneckische Gut Schlegel liegt in dem sonst Lobensteinischen. Statt des unerhörten Namens Sprichovsky soll es ohne Zweifel heissen: Swihowsky, welchen Namen ein Zweig der Riesenberge in Böhmen führte.

Als Besitzer finden sich noch 1583 Hanns Wilhelm v. Tettau, 1664 Christian Julius v. d. Planitz, 1766 der Kammerjunker Hanns Karl Friedrich v. Schönfels auf Reuth und Ruppertsgrün, der die Schreibung Rothau für Rodau einzuführen suchte; 1772 dessen Neffe, der Lieutenant August Heinrich, 1799 der Amtshauptmann Karl Heinrich August v. Schönfels; 1858 endlich kaufte das Gut als ein Mannlehn Bernhard Heinrich Asmus v. Kospoth. – Ehemals gab es noch Rittergütchen in dem jetzt Leubnitzischen Antheile, welches im 16. Jahrhundert Hanns Röder auf Demeusel an Veit Röder verkauft, 1592 aber ein Hanns Hammer gehabt hat.

Wir bemerken noch, dass nicht fern im Westen, jedoch meist auf reussischem Boden, die Eisenbahn vorbeizieht; dass Roda bei der Mühltroffer Sparkasse betheiligt, auch Sitz einer Schullehrerconferenz und eines Singvereines ist.

Rodersdorf untern Theils (S. 99 d. A.) haben wir – was uns passender schien – sogleich bei Besprechung des im Album fehlenden Rodersdorf obern Theiles mit vervollständigt, holen aber hier gelegentlich nach, dass 1817 der Amtshauptmann Karl Heinrich August v. Schönfels wegen des neuschriftsässigen untern Gutes den Landtag besucht hat. Das obere Gut, als ein amtssässiges entbehrte damals der Landtagsfähigkeit.

Rosenberg (S. 135 d. A.) gilt zwar bei der Lehncurie nur als ein canzleischriftsässiges „Vorwerk“, stellt sich aber factisch doch als ein Rittergut dar, welches vor einigen Jahren der Kasten’sche Schwiegersohn Herr Ernst Johann Hartung, seit 1854 Lieutenant a. D., abgesondert zu Lehn erhalten; vergl. Oberweischlitz. Das Gut liegt hoch und angenehm überm rechten Flussufer, in der Oberweischlitzer Flur, und das Oertchen hält sich zur Oberweischlitzer Commun, seine Steuereinheiten sind daher dort mit einbegriffen. Nach Leonhardi giebt es hier eine Schäferei und eine Ziegelei. – Ein selbständiges

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/348&oldid=- (Version vom 4.2.2017)