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Der böhmische Hauptzweig aber, genannt, „von Chiniz und Tettau“ wurde 1316 in den Herrenstand erhoben und König Georgs Bestätigungsbrief von 1459 bemerkt, die Tettauer seien ohnedies ursprünglich Reichsfreie gewesen.

Nach Einigen geht die sichere Abstammung im Geschlechte hinauf bis zum Böhmen Albrecht v. Tettau und Chiniz. Einer von dessen Söhnen nämlich Hans ging nach Preussen, wo die Linie einheimisch wurde. Hansens Urenkels Urenkel Julius Ernst war der allberühmte Siegesgenosse Marlborough’s, dem Manches zugeschrieben worden ist, was eigentlich Tettaus Verdienst war.

Ebenfalls nach Preussen zog auch Hansens Bruder Ehrhardt, dessen Sohn Apel aber ins Voigtland kam und sich mit Syrau und Kauschwitz ansässig machte. Von dessen Söhnen stiftete Markward die Syrauische Linie, Wilhelm aber die Schwarzenbergische. Gleichen Namen Wilhelm hatten auch Sohn und Enkel. Letzterer verlies 1524 keinen Sohn und das Pfandgut Schwarzenberg fiel an Wilhelm II. Vettern Albrecht Georg Christoph und Markward auf Mechelgrün als die Söhne des Ritters Anshelm. Albrechts Sohn Christoph hatte Theil an Schwarzenberg, ausserdem aber auch Neuensalz, Marieney, Oberlosa und Schillbach.

Dessen Söhne aber waren die im Album genannten Hanns I. zu Neuensalz und Joachim zu Schillbach.

Hanns II. hatte ausser Neuensalz auch Marieney, zum Sohne einen Balthasar, zum Enkel aber wohl den im Album vorkommenden Sebald. Der Bruder von Apel, Anshelm stiftete die Mechelgrüner Linie.

Ein Zusammenhang dieser Linien nun mit dem jetzt fürstlichen Geschlecht Kinsky ist nicht blos anzunehmen, sondern beruht wohl auf der Burg Wchinitz unfern Lobositz in Böhmen. Leider, dass der Zusammenhang nicht recht bestimmt werden kann, weil die Zerstörung dieser Burg in die bekannte Geschichte der böhmischen Tettauer eine Lücke gebracht hat.

Die früheren Besitzer der Burg Wchinitz werden abwechselnd von Tettau, bald von Chinic bald Chinsky genannt.

Der jetzige Besitzer von Neuensalz Herr Seiler wurde 1851 in die zweite Kammer gewählt, ist ritterschaftlicher Inspector der von Osterschen Waisenstiftung und Director der voigtländischen allgemeinen Kreiskasse. Der Ort hat jetzt 72 Häuser, in welchem 511 Seelen leben. Die Flur raint mit Zobes, Gospersgrün und Gansgrün. Ihre mittle Höhe beträgt 1260 Fuss; der Boden ist zwar ziemlich uneben, aber mässig fruchtbar. Den Bach an der Chausseebrücke fand Lohrmann 1155 Fuss hoch, somit würde die Seehöhe der Flur überhaupt von 1150 bis zu 1830 Fuss gehen und letztere Zahl etwa den in Westen ansteigenden sogenannten „hohen Berg“ betreffen.

Nördlich dem Dorfe gegenüber steht in ziemlicher Höhe das Vorwerk Waschleithen oder Sorga und mit diesem hat das Gut 5873 Steuereinheiten, ist demnach den Mittelgütern beizuzählen. Dazu gehören ausser Neuensalz selbst (wo aber auch der Stadtrath zu Plauen und das Rittergut Reusa Lehnleute haben,) Antheile an Zobes (14 H.) an Altensalz (7 H.) an Altmannsgrün (9 H.) und an Grossfriesen (3 H.) nebst einigen Lehnunterthanen in Siebenhitz.

Nosswitz (S. 56 d. A.) dürfte seinen slawischen Namen, der jetzt offciell auch Noswitz lautet, von jenen der Nacht (noz) haben, da es zur Zeit seiner Anlage allerdings eine ziemlich versteckte und düstere Lage haben musste. Nicht allein in Osten vermöge der Elster ist die reussische Grenze sehr nahe, sondern auch in Norden, wo zunächst die reussische Wüstmark Buckau sich verbreitet, während die in Südwest eine bedeutende Höhe bedeckende Wüstmark Wesnitz nebst dem kalten Felde hierher gehört. Aber auch diese Wüstung wird in Westen nur durch die Tremnitz oder den Gösenbach von der reussischen Flur Hohndorf geschieden. Daher sind die sächsischen Orte, mit denen Nosswitz raint, nur Elsterberg. in Süden und Tremnitz in Westnordwesten. Die südlichste Partie der Nosswitzer Flur, welche 1132 Fuss zur mittlern Seehöhe und ziemlich gutes Land hat, heisst das Röthel; dieser Name scheint Deminutivum von Rod oder Hrod, eine Burg, eben so zu sein, wie Rödgen und Bürgel, wofür denn auch die Gestaltung der Höhe, auf deren tiefem Abhange das Gut steht, sprechen würde. Das Dorf enthielt 1834 in seinen 24 Häusern 131, 1858 aber 171 Seelen; 1801 hatte es ohne die beiden Dreiviertelhufengüter, die dem Rittergute Kleingerau unterliegen, 104 Consumenten.

Das nur mit 24021/2 Einheiten besteuerte, aber nutzbare und sehr angenehm gelegene Allodial-Rittergut hat schöne Gebäude, welche gleichsam wie ein Schmuckkästchen dastehen, vergleichbar im kleinen dem schönen Gute Thossfell; namentlich zeichnet das Herrenhaus sich aus. Die Chaussee nach dem nur 11/4 Stunde in Nordost entlegnen Greiz befördert des Gutes Viehnutzung. Gärten und sehr alte Laubbäume umgeben das gänzlich mit Schiefer gedeckte Gehöfte; gute Wiesen verbreiten sich bis zur Elster hin, und die Gegend gehört zu den anmuthigsten im Lande. Auch hier noch kommen einzeln im Flusse Perlmuscheln vor.

Das nach früherer Verfassung altschriftsässige und landtagsfähige Gut ist aus der gräflich Lobdeburgischen Herrschaft Elsterberg hervorgegangen: ursprünglich wohl nur als eines ihrer Vorwerke, daraus sich ein zuletzt losgetrenntes Lehngut bildete. Wahrscheinlich nannten davon sich die v. Nosswitz, von denen Georg 1651 Oberhofrichter zu Leipzig war; indessen bleibt dieses so unsicher, dass man nicht einmal angeben kann, wann jenes Geschlecht hier gesessen haben könnte. 1819 hatte das Gut Frau Josephe Friederike Wilhelmine v. Metzsch, und 1843 übernahm es der F. R.-Greizische Geheim-Cabinetsrath Heinrich Anton v. Grün, welcher 1852 seine volle Gerichtsbarkeit über den Ort an das damalige K. Gericht Elsterberg abgab; jetzt unterliegt dem Amte auch der Kleingerauische Antheil.

Vor einer Reihe von Jahren fanden wir des Gutes Grundstücke so angegeben: 11/2 Acker Gärten, 21 Acker Wiesen, 8 Acker Hutung, 541/4 Acker Feld und einiges Holz; hierbei 22 Kühe, 60 Schafe, Branntweinbrennerei, und die in Norden gelegene Ziegel- und Kalkrennerei. Die Mühle, mit 4 Gängen, ist früher ebenfalls herrschaftlich gewesen.

Oberlauterbach (S. 111 d. A.) liegt – nicht völlig zusammenhängend – südöstlich bei Unterlauterbach, und zwar an einem nordwärts zur Trieb gehenden Bächlein, jedoch nicht längs demselben, sondern bei weiter Verstreuung dennoch in die Runde gebaut, 1 Stunde westnordwestlich von Falkenstein und 11/2 westsüdwestlich von Auerbach. Es kreuzen hier die Strassen von Auerbach nach Plauen und von Schöneck nach Treuen. Die im Mittel 1433 Fuss hohe Flur, mit Dorfstadt, Trieb und Schönau rainend, ist sehr steinig, und den Ertrag schmälert noch das etwas rauhe Klima.

Das Rittergut, ehedem nur ein Vorwerk der Herrschaft Falkenstein, steht an des Dorfes Westende, und versteuert, so weit es an der Ortsflur betheiligt ist, nur 47124/11 Einheiten. Hierzu aber kommt bedeutende und seinen Werth stark erhöhende Waldung, welche für sich allein wieder 2 Fluren oder Forstreviere bildet. Von diesen hat die nähere, welche das südlich vom Winnersteine bei Falkenstein liegende Dorf Grünbach mit einschliesst, 2166 Fuss –, die entferntere mit dem Muldendorfe Hammerbrück 2137 Fuss mittle Höhe.

Die früheren Besitzer Falkensteins besprachen wir in unserm Nachtrage zu diesem Hauptgute. Wiederholen aber müssen wir hier, dass die mittelalterlichen Trützschler keineswegs das „von“ in ihrem Namen führten, wie denn dieser keineswegs ein Ortsname, sondern nur ein abgeleiteter Familienname ist. Der Geschlechtssenior August Wilibald auf Oberlauterbach, Dorfstadt und Mechelgrün verschmähte noch 1753 das „von“. Hat man früher das Rittergütchen Elzenberg bei Glauchau auch „den Tritzschler“ genannt, so geschah es nur desshalb, weil es ehedem Trützschlerisch gewesen. Ebenso ist es mit dem Tritzschlerwalde unfern Zwickau (bei Niederhohndorf,) wo Manche irrig eine Burgstätte Trützschler suchten. Die ersten Nachrichten erwähnen der Trützschler wohl als der Erbcastellane zu Crimitzschau (jetzt Schweinsburg genannt). Und selbst der im Album angezogene Hildebrand heisst nirgends etwa „Eichelberg von Trützschler“, sondern „von Eichelberg genannt Trützschler“ oder „Trützschler v. Eichelberg“, oder „Eichelbert Trützschler“.

Die Mitglieder der im Album (S. 111, Sp. 1) erwähnten Liga von 1445 waren die Bischöfe von Meissen, Merseburg und Naumburg, nämlich Johann IV. aus dem Schweidnitzer Patriciergeschlechte Hofmann, Johann II. aus der Familie Bose, und Peter der Stammelnde, ein Schleinitz. Der Ausdruck „zum Bergen“ heisst wohl nichts andres, als „im Augustinerkloster auf dem Berge vor Altenburg“. Zum Herrenstande gehörten übrigens auch die Säcke und die v. Dohna.

Dem Hildebrand Eichelbert folgte als Oberlauterbachs Besitzer zunächst Moriz Trützschler. – 1823 ist als Mitbesitzer der Hauptmann Christian Gottlob gestorben.– Nicht Karl Adolf, sondern Franz Adolf finden wir den Geheimerath geschrieben; er ist nämlich jetzt dieses für den Herzog zu S. Coburg und Gotha, auch Präsident, und bewohnt, sein Gut Heerda bei Ohrdruf. Der Gerichtsbarkeit allhier entsagte er am 2. April 1854.

Das Dorf, 1753 erst mit 19 Häusern, hatte 1834 deren 48 mit 315 – und 1858 deren 53 mit 388 Seelen. Von den zugehörigen Ortstheilen begreift jener an Falkenstein zugleich mit die Häuser des Lohberges, der Grünbachische (1834) 46 Häuser oder die grössere Hälfte des Dorfes, der Schreiersgrüner (die Falkensteiner Häuser eingerechnet) etwa 1/3 des Ortes, der Werdaische 5 Nummern. Für Grumbach, ein Druckfehler, ist Grünbach zu lesen. Bergen, Kotten- und Lottengrün gehören hierher nur wegen der Lehnbarkeit einiger Flurstücke.

Die sonstige Schäferei Irrgang steht 1/2 Stunde östlich von Oberlauterbach, jenseits des Rammelberges, nächst der Auerbach-Plauenschen Strasse. Juchhöh liegt auf der Mühlleithe, am Falkenstein-Hammerbrücker Wege. Das Waldhaus Salzbach fehlt auf allen bisherigen Karten. – Was das Album Sandstein nennt, ist vielmehr Granit, und lieferte die Quader für die Eisenbahnbrücken über die Gölzsch und die Elster. – Das Wort „eingegangen“ (Z. 8 v. unten) betrifft nur Friedrichsgrün; denn die Falkensteiner Schmelzhütte ruhte schon im vorigen Jahrhundert.

Der S. 112 besprochene Winnerstein, genannt nach der unterhalb seiner Westseite stehenden Falkensteiner Schäferei Winn, heisst zwar wirklich auch Wendelstein (vielleicht nach der Wendeltreppe, die in seiner Höhlung ehedem auf den Gipfel geführt,) nicht aber Bendelstein; diess ist vielmehr der Name jener Klippe, welche das Gebirge mitten zwischen Auerbach und Dorfstadt überragt. Der Winnerstein besteht auch nicht aus Felsgruppen, sondern aus einer einzigen Gruppe. Ueber die Vehme selbst sprachen wir unter Falkenstein. – Auch der Plural „Kammertücher“ ist mit dem Singular zu vertauschen, da Kammertuch ein Stoff (nicht ein Tuch) ist.

Oberlosa, (S. 89 d. A.) auch Oberlossa, ist nach seiner ursprünglich sehr waldigen Lage genannt. Das Dorf wuchs 1834 bis 1858 nur wenig an: von 67 zu 70 Häusern, von 375 zu 495, Seelen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/342&oldid=- (Version vom 4.2.2017)