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Karl Friedrich August die andere Gutshälfte geerbt hatte. – 1839 ist auch ein Appellationsrath v. d. Planitz Mitbesitzer gewesen; ob vielleicht identisch mit dem jetzigen Geh. Finanzrathe Karl Friedrich Günther E. v. d. Planitz ?? – Die unbeträchtliche Gutswirthschaft betrifft nur noch 63 Acker Feld und 45 Acker Grasland.

Derjenige Herr Hermann Adler, welcher 1844 das Mannlehn Obergölzsch ausschliesslich übernommen, auch Friedensrichter geworden, starb 1859; er hatte nebst Franz Adler gemeinsam den Besitz 1836 vom Vater geerbt.

Die schreckliche Fluth der Gölzsch im August 1858 zerstörte in Rodewisch 7 Brücken. – Nächst beim Messingwerke quillt ein Mineralbrunnen, welchen auch der Salzfactor Steimbeck mit dem Gedanken an ein Bad 1727 muthete. Das Wasser, etwas minder kalt, als die übrigen nahen Quellen, setzt Eisenocher ab, und schmeckt nach Vitriol, ist jedoch nie ernstlich benutzt worden. – Der Thonschiefer enthält hier edlen Serpentin oder Ophit und in seinen Quarzenstern auch Strahlstein.

Gutenfürst (S. 27 d. A.) hätte man nach heutiger Orthographie richtiger Gutenfirst zu schreiben, da man die Bergrücken nicht mehr Fürsten, sondern Firsten nennt. Es gilt hier also gleiches mit den verschiedenen Fürstenbergen im Erzgebirge, z. E. bei Kirchberg, Grünhain, Wiesenthal, deren gewöhnliche Schreibung zum Theil zur Ableitung von Fürsten (Principibus) verleitet hat. Das „Guten“ erklärt man wohl am besten durch Jutta (Judith,) welches der Montane wie Gutta ausspricht.

Zu den im Album genannten Nachbarorten kommen noch Gerbersreuth im Reussischen, Hartmanns- und Münchenreuth in Bayern.

Gutenfürst liegt 13/4 Meilen südwestlich von Plauen, 11/4 Meile nördlich von Hof, 1/2 Meile östlich von Hirschberg. Die Eisenbahn hat in ihrem tiefen Durchstiche auf hiesiger Flur 1753 Fuss Seehöhe, womit wir 1423 Fuss über der Pleisse vor Connewitz meinen; die mittle Seehöhe der Flur beträgt 1710 Fuss. – Von 1834 bis 1858 wuchs der Ort von 34 auf 40 Häuser, von 219 auf nur 237 Seelen. Das Rittergut gab 1801 in seinem Zubehör 191 Consumenten an, und dieses begreift noch ein Haus in Krebes, eines in Stöckigt, die untere (Ulrichs-) Mühle in Kemnitz, und einen geringen Antheil an Grobau welches auch S. 28, Z. 1 statt Grabau zu setzen ist. Nur in Gutenfürst selbst aber hatte das Gut die volle Gerichtsbarkeit, welche im October 1855 auf das Amt überging. Als amtsässig entbehrte es der Landtagsfähigkeit, wogegen 1847 der heutige Besitzer Kammerdeputirter gewesen. – Ueber einige Flurstücke gehört die Lehn dem Staate, der auch die Haltstelle an der Eisenbahn besitzt. Das Rittergut (welches auch Brauerei treibt) hat zur Bahn für etwa 1850, der ganze Ort aber für mehr als 3200 Thlr. Boden verkauft. – Dass die Ziegelhüttenhäuser bei Ruppertsgrün hierher gehören, ist wohl ein Irrthum. Was es mit hiesiger Fürstenstube für Bewandniss habe, ist uns unbekannt; hätte vielleicht einst ein Kurfürst hier gejagt? – Zu den hiesigen Feilitzschen gehören auch Reimbold[VL 1] vor 530 – und der unter Heinersgrün genannte kaiserliche Obermarschall vor 300 Jahren.

Heinersgrün, auch Heynersgrün, (S. 21. d. A.) unterliegt nun dem Gerichtsamte Oelsnitz, hatte 1834 in 61 Häusern 309 – 1858 aber in nur 60 H. 367 Seelen, deren Zahl zuletzt etwas zurückgegangen, und liegt 3 Stunden westlich von Oelsnitz, 21/4 nordöstlich von Hof, an dem nahe in Osten die Feile erreichenden Holzbächel, und am nördlichen Fusse der ansehnlichen Blosenberger Höhe. Die Flur trägt auch den auf Schenk’s Karte noch nicht vorkommenden Nebenort Marxgrün, und hat die mittle Seehöhe von 1591 Fuss, also um 114 Fuss minderer Höhe, als die Blosenbergische. Die Clarencapelle fand Wiemann 1678 Fuss hoch. Das nächste bayrische Dorf Trogen wird im Album Trögen genannt. Auch das daselbst erwähnte Rittergut Zedtwitz liegt in Bayern.

Als langjähriger Besitzer starb 1830 der bayrische Kämmerer Lazarus Heinrich Georg v. Feilitzsch; seines Neufolgers und des nun mehrigen Besitzers Gemahlin, Amalia Natalia Ernestine Christiane, geb. v. Wölker, besitzt das untere Gut zu Liebschütz bei Ziegenrück.

Heinersgrün selbst gehört nicht völlig zum Rittergute, da 3 Häuser (jedenfalls als einstiges Besitzthum des Deutschordens) beim Plauischen Rathe zu Lehn gehen. Oessa oder die Esse sind 2 in Westen abgelegene Häuser: ein anderes isolirtes Haus heisst Wolfstaude. Jenseits der Feile, welche die Hammermühle treibt, verbreitet sich das Feileholz, welches man auf einen eingegangenen Ort bezieht, der vielleicht für Feilitzsch in Bayern der Mutter-, dann also für die v. Feilitzsch der erste Stammort gewesen. – Von Rammoldsreuth gehören hierher 6, von Zettelsgrün 3 Häuser, wogegen an den übrigen im Album genannten 4 Orten Heinrichsgrün blos lehnbetheiligt ist. Dagegen war noch Blosenberg zu nennen, wo ausser dem herrschaftlichen Vorwerke auch noch 1 Haus dem Rittergute unterliegt. Das bei Heinersgrün eingerechnete Marxgrün bildet nun ein Dörfchen von 7 Häusern. Esse würde man wohl am richtigsten Esche nennen: mehrere böhmische Orte heissen so. – Den Lehrer in Heinersgrün wählt die Herrschaft.

Der Ort hat ursprünglich nicht zum Voigt-, sondern zum Regnitzlande gehört, kam aber zugleich mit Blosenberg, Ebersberg und Hartmannsreuth durch den Bobenneukirchner Vertrag zum Voigtland: anfangs zwar ohne die Obergerichtsbarkeit, welche aber das Rittergut nachträglich erlangte. Lehnleute hat dasselbe auch noch in Ruderitz, Ottengrün und Grosszöbern. Seine Gerichtsbarkeit aber gab es zunächst für das Voigtsberger Amt – am 22. April 1856 ab.

Leonhardi stellt das Gut unter die neuen Schriftsassen; aber die Rolle der landtagsfähigen Rittergüter vom J. 1819 bezeichnet es als altschriftsässig; 1562 dagegen war es nur amtsässig, und die v. Feilitzsch (Christoph und Hanns) ställten dafür 3 Ritterpferde. – Das Gut hat bedeutende Holzen, eine Ziegelei. und mit dem Vorwerke Blosenberg 6120 Steuereinheiten, deren 210 in den Plauischen Bezirk gehören.

Als Besitzer ist noch zu nennen der 1732 gestorbene Major von Pöllnitz.

Irfersgrün (S. 103 d. A.) liegt von Auerbach nur 21/2, dagegen von Kirchberg 13/4 Stunden entfernt, in einer ausserhalb der bedeutenden Waldungen kahlen und nur sanft wogenden Gegend; rauher, als dieses die mittle Flurhöhe von 1356 Fuss erwarten lassen sollte. Die Kirche fand Wiemann nur 1283 Fuss hoch. Die auch eine Hirschfelder Parzelle umfassende Flur raint mit Hirschfeld und Waldkirchen, mit Bechlers-, Stangen-, Voigts- und Hauptmannsgrün.

Den Namen bezieht das Album richtig aus Ehrenfried, und schon 1349 erscheint er mit der Schreibung Erefridersgrune; da er aber selbst 1271 noch, wo der Ort als ein Reichenbachisches Filial vorkommt, Ernphornsgrune lautet, so lässt sich nicht bezweifeln, dass man auch den Namen Ehrenfried nur durch die Verderbung des altdeutschen Namens Aribo, Erwin oder Erbo (Erbe) gebildet hat. Irfersgrün hat somit denselben Etymos, wie Erfurt, Erfenschlag u. Erbisdorf.

Unter den im Album genannten Besitzern hatte v. Lichtenhain 1753 auch Draschwitz bei Zeitz, und v. Carlowitz war Major.

Das früher altschriftsässige und landtagsfähige Rittergut ist noch jetzt ein Mannlehn, und wird von den Ortsbewohnern noch häufig der „Schlosshof“ genannt, obwohl das jetzige, zwar gefällige, aber kleine Herrnhaus keineswegs ein schlossmässiges Aussehen hat, auch sein Vorplatz, der es von der umfangreichen Hofröde einigermassen scheidet, mehr eine blosse Terrasse[WS 1], als einen Hof darstellt.

Die Pfarrei Irfersgrün unterliegt nicht der Plauischen, sondern der Auerbacher Ephorie. Das Dorf treibt, wie Voigtsgrün, starkes Waldgewerbe, darunter auch Pechsiederei, und ist 1834 bis 1858 von 103 zu 112 Häusern, von 547 zu 738 Seelen angewachsen. Einige Flurstücke lehnen dem Rittergute Neuschönfels, ohne Zweifel als früheres Zubehör des zu Hirschfeld gewesenen Rittergutes. – Auf mehreren Punkten gräbt man Torf, besonders lebhaft aber 1/3 Stunde westlich vom obern Theile des fast 1/2 Stunde langen Ortes, im Burkhardswalde. Der am Rummelsberge in Norden sich verbreitende grosse Waldteich gehört nicht in die hiesige, sondern in die Voigtsgrüner Flur; noch grösser ist der am Wege nach Auerbach gelegene Hauptteich. – Südlich vom Orte verstreuen sich noch weithin die wenigen Höllhäuser. – Im Walde an der Lengenfelder Chaussee bricht man Granit, der sich durch seine grossen Feldspathwürfel auszeichnet, und mitunter die sogenannten „Irfersgrüner Diamanten“ (sehr klare Bergkrystallchen) enthält.

Selbst in ihrer Verbindung machen die mit 27062/3 Steuereinheiten belegten Güter Irfersgrün und Voigtsgrün kaum ein Mittelgut aus. Sie haben aber eine nutzbare Wirthschaft, bekannt durch das als Samen sehr gesuchte böhmische Wald- oder Propstei-Korn. – Das nunmehr sehr kleine Beigut Voigtsgrün war ehehin wohl ein Vasallengut der Schönfelser Herrschaft, wie das nahe Hirschfeld im Kirchberger Amtsbezirke. Wir fügen dem, was das Album schon über dieses Voigtsgrün beigebracht, noch Folgendes bei. Grösser, als die Wolfspfütze. ist das nach Rottmannsdorf hin in Norden sich verbreitende Holz, der Münch genannt, welches wohl leichter eine Holzmark München sein könnte, als auf ein Kloster zu beziehen ist, da ein solches, das nicht eines Bettlerordens gewesen, weit und breit hier gefehlt hat. Die Voigtsgrüner Flur wird, gleich der Irfersgrünischen, durch zahlreiche Granitblöcke geschmälert. Sie hat nach Fallou nur gegen 1350, nach der Vermessung aber 1391 Fuss mittler Seehöhe. In Südost scheidet ein Bächlein das Dorf und den Teich vom Thiergarten: einem umzäumten Lustwäldchen mit hohem Laub und Nadelholze. Das Dorf enthielt 1834 in 25 Häusern 166 –, 1858 in 27 Häusern 198 Seelen, die seit dem 15. Mai 1856 dem Gerichtsamte Kirchberg unterliegen. Das von der Strasse durchzogene kleine hübsche Vorwerk, welches zugleich Jäger- und Schenkhaus ist, war ehemals wirklich ein selbstständiges Rittergut, und zeigt auch noch den Rest eines uralten burgartigen Herrenhauses, das jedoch wohl mehr eine blose Kemnate, als ein eigentliches Schloss, gewesen. Die beiden hohen Mauern desselben gewähren einen malerischen Anblick. Die Lehncurie behandelt auch jetzt noch Voigtsgrün wie ein besonderes Ritterlehn; Landtagsfähigkeit aber hatte es mindestens 1817 nicht mehr. – Entfernt im Westen stehen auf der Hochebene 2 Häuser, davon das Herrschaftliche sogen. Drescherhaus ehemals ein Forst- und Schenkhaus war. In Nordosten sieht man an der Strasse nach Planitz ein trauriges Denkmal. Es gilt einem noch jungen Manne, Christian Friedrich Meyer, schon Vater von 6 Kindern, der am 20. November 1842 (nach den Worten der Inschrift) hier „meuchlerisch erschossen“ worden. Weiter in Norden steht am Mönch die herrschaftliche Ziegelei, weit in Süden aber einsam im Walde am Au- oder Quirlbache die Lochmühle. Die Namen der verschiedenen Streithölzer und des Königsholzes bezieht die Sage auf die heidnischen Serben, die von den Deutschen hier noch endlich besiegt worden seien.

Der im Album erwähnte Cölestin soll in den Drusenräumen eines quarzigen Hornsteinfelsens (so drückt sich v. Leonhard aus, wahrscheinlich in Urkunde der hiesigen Gegend-Gestaltung) vorkommen. Auch giebt es hier glimmerigen verhärteten Talk.

Nach lrfersgrün rückkehrend, begegnen wir zuerst dem v. Arnim’schen Gütertausche. Welches Wölkau hierbei gemeint sei, ist uns unbekannt; Bücher erwähnen dessen nicht, wohl aber, dass Neusorge nicht mit in den Haupttausch gehörte, vielmehr besonders an den Kammerherrn Wolf Christoph v. Arnim gegen seinen besondern Antheil an Pretzsch vertauscht worden ist. – Die Löser haben zu der hier

Anmerkungen der Vorlage

  1. Reimbold; m handschriftlich gestrichen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Terasse
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/334&oldid=- (Version vom 24.12.2019)