Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Irfersgrün

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Irfersgrün
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 103–104
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
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Irfersgrün.


Irfersgrün liegt 2 Stunden östlich von Reichenbach, 11/2 Stunde westlich von Kirchberg, 3 Stunden südlich von Zwickau und eben so weit nördlich von Auerbach am Quirlbache in einer wilden, aber nicht ganz unangenehmen Gegend. Es erstreckt sich über einen Flächenraum von 931 Acker 280 □Ruthen mit 13,264,84 Steuereinheiten.

Der Name des Ortes bedeutet so viel als Ehrenfriedersgrün und wurde im Jahre 1349 Erefridersgrune genannt.

in den frühesten Zeiten mag Irfersgrün zu der Herrschaft Kirchberg gehört haben und erst später von neu Herren von Plauen, als Besitzer von Kirchberg an einzelne Familien verliehen worden sein.

Zuerst finden wir hier das Geschlecht derer von Oelsnitz, welche es lange Zeit hindurch besessen haben. Von diesem Geschlechte kam es an die Familie von Hartitzsch. Am 18ten Januar 1632 übereignete der damalige Besitzer, Hans Abraham von Hartitzsch das Gut an Moritz Haubold von Schönbergk zu Neumark.

Im Jahre 1700 wurde Irfersgrün von Carl Erdmann von Reitzenstein, im Jahre 1727 von Carl Rudolph von Carlowitz, im Jahr 1754 von Haus August von Lichtenhain, im Jahre 1776 von Lic. Johann Friedrich lange besessen.

Nachher erkaufte das Gut laut Lehnscheine d. d. 12. März 1788 u. 8ten März 1805 Florentine verehel. Superintendent Donner in Meissen und am 21sten März 1805 acquirirte es der Domherr Carl Christoph von Arnim auf Planitz. Nach dessen im Jahre 1813 erfolgten Ableben wurde das Gut auf dessen 3 hinterbliebene Söhne

Georg Heinrich Wolf, Gebrüder von Arnim
Hans Carl und
Friedrich Hennig

durch tastamentarische Bestimmung verfällt und von demselben bis zum Jahre 1828 gemeinschaftlich besessen.

Endlich erkaufte dasselbe der vorgenannte Friedrich Hennig von Arnim am 21. Nov. 1828 von seinen beiden älteren Brüdern und überliess es am 8. October 1834 wiederum käuflich an seinen ältesten Bruder den Königl. Sächs. Kammerherrn, Georg Heinrich Wolf von Arnim auf Planitz, welcher am 9. October 1855 mit Tode abgegangen ist und eine Wittwe, eine geb. Gräfin zur Lippe und zwei unmündigen Söhne hinterlassen hat. Diese beiden minorennen Söhne

Alexander Joseph Carl Bernhardt und Gebrüder von Arnim
     Achim Arno

sind im Monat Febr. 1856 als Besitzer von Irfersgrün eingetragen worden, in deren Besitze dasselbe jetzt noch ist. Dieser Familie hat Irfersgrün viele Wohlthaten zu verdanken, und bei der verw. Kammerherrin von Arnim findet der Bedrängte, der Hülfesuchende zu jeder Zeit Rath und Trost, sowie bei dem auf Irfersgrün wohnenden Bruder, dem Grafen zur Lippe.

Die Gebäude des Gutes sind sehr massiv im neuen Style aufgeführt. Es hat eine grosse Brauerei, eine Ziegelei und einen Pechofen.

Auch gehören zum Gute grosse Teiche und Torfstich. Eine Mühle mit Säge ist ebenfalls hier. Das Gut ist verstärkt durch das dazu geschlagene Vorwerk Voigtsgrün, welches früher ein besonderes Gut gebildet hat und von den Herren[WS 1] von Arnim im Jahre 1689 mit Planitz und Wölkau (mit einem Hammer) gegen ihr Rittergut Pretzsch von Georg III. eingetauscht worden ist, da Letztrer ein Freund der Jagd war, wozu sich in Pretzsch reichlich Gelegenheit bot. Das Schloss Pretzsch 2 Meilen von Torgau und Wittenberg gelegen, ist historisch-merkwürdig durch die Trauung des Vorbesitzers von den Herren von Arnim, des Hans von Löser mit Ursula von Porzig, welche Dr. Luther im Jahre 1524 vollzog. Hans von Löser war ein feuriger Anhänger der Reformation und Luthers guter Freund. Luther verlebte hier mit Melanchthon, Justus Jonas, Amsdorf und andern berühmt gewordenen Männern so manche frohe Stunde.

Ausser Planitz und Voigtsgrün halten die Herren von Arnim bei diesem Tausche noch Neusorge und Walda für das Gut Pretzsch erhalten. Die beiden letztern Güter verkauften die Herren von Arnim wieder; dagegen blieben Planitz und Voigtsgrün seit diesem Tausche in immerwährendem Besitz dieser achtbaren Familie. Die Bewirthschaftung Voigtsgrüns von Planitz aus war zu schwierig und zu kostspielig; daher acquirirten im 19ten Jahrhundert die Herren von Arnim das Rittergut Irfersgrün und nun wurde Voigtsgrün als Vorwerk zu letzterem geschlagen. Voigtsgrün liegt dicht an der voigtländischen Grenze, am Anfange des nach Hirschfeld hinabfliessenden Wässerchens, 21/2 Stunden südlich von Zwickau, [104] 11/2 Stunde westlich von Kirchberg, 2 Stunden von Reichenbach und Lengefeld, 1/4 Stunde von Irfersgrün. Die Strassen von Reichenbach nach Schneeberg und nach Wiesenburg führen da vorbei. Südlich ist das Holz, Wolfspfütze genannt, nahe, und überhaupt giebt es hier noch schöne Holzzung. Von Voigtsgrün kann man auf das hohe Gebirge, auf die grosse Kette von Waldungen und auf den sogenannten Auersberg bei Eibenstock sehen.

In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts wurde hier namhafter Bergbau getrieben.

Merkwürdig ist auch Voigtsgrün als Fundort des blätterigen Cölestinhs.

Der Ort ist nach Ebelsbrunn eingepfarrt. in der Nähe von Ebelsbrunn ist der sogenannte Lindenbrunnen, wo die Pleisse ihren Anfang nimmt.

Irfersgrün hat seine eigene Kirche. Eine Kirche stand hier schon vor der Reformation. Bis zum Jahre 1572 war Irfersgrün ein Filial von Waldkirchen. In diesem Jahre erhielt Irfersgrün seinen besondern Pfarrer, und der erste Pfarrer war hier Wolfgang Herrmann. Hier war auch Friedrich Gottschald, der Vater des jetzigen Bürgermeisters Gottschald in Plauen, vom Jahre 1777 bis 1814 als Pastor angestellt.

Die Kirche ist geräumig und hell und gewährt einen freundlichen Anblick.

In früheren Zeiten sind hier Pfarrdotalgerichte vorhanden gewesen, worüber sich folgende Urkunde vorfindet:

„Da Paul Bischoff (Pfarrer zu Waldkirchen) gestorben war und dasige Pfarre hat sollen wiederum besetzt werden, ist wegen der Pfarrlehen ein grosser Disput entstanden, vier haben solche praisendiret: der Metzsch in Netzschkau, der Metzsch in Mylau, der Waldkirchen um einen Pfandschilling versetzt gehabt, der Ober-Pfarrer in Reichenbach, nämlich Dölz und hiesiger Gerichtsherr von Oelsnitz. Deswegen ist in Zwickau eine Commission angestellt worden, dabei unter andern gewesen der von Dölau auf Dürren-Hoff (jetzt Thürnhof) bei Elsterberg. Der Metzsch von Mylau und der Ober-Pfarrer in Reichenbach haben de jure suo renunciret. Da haben der Metzsch zu Netzschkau und hiesiger Herr Christoph von der Oelsnitz mit einander es auszumachen gehabt.“

„Letztrer hat 60 Mtz. zur Verbesserung des Pfarrsalarii, jedoch nur unter der Bedingung hergegeben, dass die Pfarrdotalen die Lehn nicht mehr bei der Pfarre zu Irfersgrün, sondern bei dem Gerichtsherrn suchen sollen.“

Die Collatur über Pfarre und Schule steht dem jedesmaligen Besitzer von Irfersgrün zu. Die Inspection über Kirche und Schule hat der Superintendent zu Plauen.

Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörten von dem Dorfe Böchelsgrün oder Bechtlisgrün (von den Neuem stets Pechtelsgrün geschrieben) 15 Begüterte unter die von Arminschen Gerichte zu Irfersgrün.

Jetzt gehört Irfersgrün und Pechtelsgrün zum Gerichtsamt Lengenfeld, zum Bezirksgericht Zwickau, zur Amtshautmannschaft Zwickau und zum Regierungsbezirk Zwickau. Voigtsgrün dagegen zum Gerichtsamt Kirchberg, dagegen unter dieselben Oberbehörden, wie Irfersgrün.

Irfersgrün hat 110 bewohnte Gebäude, 130 Familienhaushaltungen und 730 Bewohner.

Die Einwohner bestehen theils aus solchen, die von ihrem Ackerbau leben, theils aus Professionisten (meistens Webern) und einigen Tagelöhnern, die auf dem Gute stets eine gute und nährende Beschäftigung finden können.

Durch Irfersgrün führt jetzt von Lengenfeld aus eine schöne Strasse nach Kirchberg und von Voigtsgrün an wird der Weg nach Kirchberg angenehm und schön. Liebliche Landschaften wechseln mit hübschen Dörfern ab. Dieser Weg ist sehr belebt durch die starke Verbindung und dem starken Verkehr zwischen Lengenfeld und Kirchberg.

Irfersgrün baut übrigens schönes Getreide und gute Kartoffeln, dagegen wenig Obst.
M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Herrren