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es, daß ihr das beste, was ihr habt, dem göttlichen Worte verdanket. Was ihr habt an christlicher Sitte, christlicher Ordnung und christlichem Leben, es ist ein Segen des göttlichen Wortes. Ihr gehet alle Tage dahin unter den Sonnenstrahlen dieses Wortes. Aber es gehet mit dieser Sonne, wie mit der Sonne, die als das leuchtende Auge des Tages am hohen Firmamente steht. Alle werden von ihr beschienen, wie wenige sind’s aber, die Gott danken für das liebe Sonnenlicht und alle Gaben und Segnungen, die durch dasselbe ihnen zufließen. Groß und schwer ist der Undank gegen den Geber und die Gabe des göttlichen Wortes, das wir so reichlich haben. Die wehmüthige Klage braucht freilich unter uns nicht zu erschallen, die ein Diener des Herrn einst laut werden ließ über einen Theil seines Vaterlandes, da er aus eigener Anschauung dessen Hunger nach Gottes Wort wahrnahm und ihm nicht abhelfen konnte: „gibt es auch eine Armuth gleich der Armuth dieses Volks, das das Wort seines Gottes nicht haben kann?“ Dieser Armuth ist unter uns und wird immer von neuem abgeholfen. Aber das wäre die bitterste und unseligste Armuth, wenn ihr den reichen Schatz, der euch vor die Thüre getragen wird, unerkannt und unbenutzt im Staube liegen und modern ließet! Mit einer Sonne leuchtend unter Mond und Sternen hat Luther einst diese Stadt verglichen, weil die Sonne des göttlichen Wortes nicht blos über ihr leuchtete, sondern auch in den Herzen „so viel feiner christlicher Bürger“ darinnen. O daß ihr euch von dieser Sonne, der rechten Geistes- und Lebenssonne, so lange sie über euch steht, nicht blos anleuchten, sondern euer ganzes Leben und Wesen von ihr durchwärmen und durchleuchten liesset! Alles ist euer, so ihr Gottes Wort habt, es im Glauben aufnehmet, denn dieß Wort ist das bewahrende Salz und verklärende Licht für alles irdische und menschliche, ist Grund und Kraft allen wahren Lebens, Mittel und Weg zu euerm ewigen Heil. Ist ein Strahl seiner Herrlichkeit euch ins Herz gefallen, habt auch den Muth, für dieselbe und von derselben zu zeugen! Stellet das Licht des Wortes