Seifert & Wimmer, Lengenfeld, Vogtl., Weißstickerei

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Autor: Diverse
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Titel: Seifert & Wimmer, Lengenfeld, Vogtl., Weißstickerei
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Seifert & Wimmer, Lengenfeld, Vogtl.
Weißstickerei.

Als der deutsch-französische Krieg geschlagen war, der Deutschland einigte und Elsaß-Lothringen, welches dem Mutterlande entfremdet, wieder den deutschen Grenzen einverleibte, glaubte wohl niemand, daß diese Gebietserweiterung außer den blutigen Opfern auf dem Felde der Ehre auch noch andere Opfer fordern würde. Bald aber zeigte es sich, daß ein blühender deutscher Industriezweig, die Handweberei glatter baumwollener Waren, schwer mit der Elsässer Konkurrenz, welche dieselben Waren auf mechanischem Wege lieferte, zu kämpfen hatte und lange, nachdem der Friede geschlossen war, noch in wirtschaftlicher Hinsicht seinen Tribut dem geeinigten Vaterlande zollen mußte. Das Opfer wurde still und willig gebracht und inmitten des Jubels über die Neugestaltung der Dinge ist keine Klage laut geworden. Die einen nahmen den Kampf mit der Konkurrenz auf, die anderen suchten sich neue Arbeits- und Produktionsgebiete zu erschließen, je nachdem die Verhältnisse es gestatteten. Zu den letzteren Firmen gehörte auch das Weberei­-Faktor-Geschäft von Franz Wilhelm Seifert in Lengenfeld, Vogtl., dessen Hauptartikel in glatten baumwollenen Waren (Handfabrikation) bestanden. Als die großen mechanischen Webereien des Elsaß ihre Übermacht geltend machten, entwickelte sich aus demselben ein Engros-Geschäft für weißbaumwollene Waren (Gardinen, Mull, Batist, Futtergaze etc.) und zu gleicher Zeit eine Manufaktur für Weißstickereien besseren Genres auf dem Gebiete der Wäschekonfektion.

Der damalige Inhaber der Firma, Herr F. W. Seifert, hatte in jener kritischen Phase einen Gesellschafter gefunden, dessen Mitarbeiterschaft sich als überaus wertvoll erwies: es ist dies Herr Curt Ferdinand Carl Wimmer, der heute Alleininhaber der Firma ist. Mit seinem Eintritte im Jahre 1877 begann eine Periode rascher und günstiger Weiterentwicklung, die sich vor allem durch eine stetig wachsende Vergrößerung des Betriebes bemerkbar machte. Als Herr Curt Wimmer an der Leitung der Firma sich beteiligte, standen derselben nur 2 zweifache 4/4-Voigtsche Stickmaschinen zur Verfügung, die noch dazu in gemieteten Räumen untergebracht waren; später dagegen hat sich diese verhältnismäßig bescheidene Anlage zu einem Etablissement erweitert, das zu den angesehensten seiner Branche gehört. Die ermieteten Räume wurden zu eng und es mußte [Ξ] ein eigenes Fabrikgebäude errichtet werden; die Maschinen konnten die geforderte Arbeit nicht mehr bewältigen und mußten mit der Zeit verdreifacht und vervierfacht werden; und nicht genug damit, daß die eigenen Stickmaschinen vollauf zu thun hatten, es mußten auch Lohnmaschinen zur Dienstleistung mit herangezogen werden.

Heute besitzt die Firma Seifert & Wimmer 8 Voigtsche Stickmaschinen verschiedener Größen und Rapporte im eigenen Hause, eine neunte solche Maschine ist außerhalb der Fabrik in einem gemieteten Lokale untergebracht; außerdem beschäftigt sie jahraus, jahrein noch eine größere Anzahl Lohnmaschinen; und in den letzten Jahren erweiterte sich der Betrieb derart, daß bereits wieder zu einem Neubau geschritten werden mußte.

Der Verbrauch des Etablissements an Rohmaterialien ist infolgedessen ein sehr bedeutender. Vor allem sind es glatte baumwollene Gewebe (Cambrics und Percales), die es verarbeitet und die aus dem Elsaß und aus England bezogen werden, ferner baumwollene Stickgarne, wie sie die deutschen Zwirnereien liefern. Das Hauptabsatzgebiet der Firma ist Deutschland und, soweit das Ausland direkt in Betracht kommt, Holland. –

Alles in allem genommen ersieht man auch hier, wie aus kleinen Anfängen mit Hilfe von Energie und Tüchtigkeit Bedeutendes sich entwickeln kann, zugleich aber auch, welch’ günstige Resultate eine rechtzeitige Anpassung an veränderte wirtschaftliche Zustände zu Tage fördert, im Gegensatze zu starrsinnigem Beharren an dem Bestehenden.