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Seifert & Wimmer, Lengenfeld, Vogtl.
Weißstickerei.

Als der deutsch-französische Krieg geschlagen war, der Deutschland einigte und Elsaß-Lothringen, welches dem Mutterlande entfremdet, wieder den deutschen Grenzen einverleibte, glaubte wohl niemand, daß diese Gebietserweiterung außer den blutigen Opfern auf dem Felde der Ehre auch noch andere Opfer fordern würde. Bald aber zeigte es sich, daß ein blühender deutscher Industriezweig, die Handweberei glatter baumwollener Waren, schwer mit der Elsässer Konkurrenz, welche dieselben Waren auf mechanischem Wege lieferte, zu kämpfen hatte und lange, nachdem der Friede geschlossen war, noch in wirtschaftlicher Hinsicht seinen Tribut dem geeinigten Vaterlande zollen mußte. Das Opfer wurde still und willig gebracht und inmitten des Jubels über die Neugestaltung der Dinge ist keine Klage laut geworden. Die einen nahmen den Kampf mit der Konkurrenz auf, die anderen suchten sich neue Arbeits- und Produktionsgebiete zu erschließen, je nachdem die Verhältnisse es gestatteten. Zu den letzteren Firmen gehörte auch das Weberei­-Faktor-Geschäft von Franz Wilhelm Seifert in Lengenfeld, Vogtl., dessen Hauptartikel in glatten baumwollenen Waren (Handfabrikation) bestanden. Als die großen mechanischen Webereien des Elsaß ihre Übermacht geltend machten, entwickelte sich aus demselben ein Engros-Geschäft für weißbaumwollene Waren (Gardinen, Mull, Batist, Futtergaze etc.) und zu gleicher Zeit eine Manufaktur für Weißstickereien besseren Genres auf dem Gebiete der Wäschekonfektion.

Der damalige Inhaber der Firma, Herr F. W. Seifert, hatte in jener kritischen Phase einen Gesellschafter gefunden, dessen Mitarbeiterschaft sich als überaus wertvoll erwies: es ist dies Herr Curt Ferdinand Carl Wimmer, der heute Alleininhaber der Firma ist. Mit seinem Eintritte im Jahre 1877 begann eine Periode rascher und günstiger Weiterentwicklung, die sich vor allem durch eine stetig wachsende Vergrößerung des Betriebes bemerkbar machte. Als Herr Curt Wimmer an der Leitung der Firma sich beteiligte, standen derselben nur 2 zweifache 4/4-Voigtsche Stickmaschinen zur Verfügung, die noch dazu in gemieteten Räumen untergebracht waren; später dagegen hat sich diese verhältnismäßig bescheidene Anlage zu einem Etablissement erweitert, das zu den angesehensten seiner Branche gehört. Die ermieteten Räume wurden zu eng und es mußte

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Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/379&oldid=- (Version vom 23.2.2020)