Textdaten
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Autor: Otto Ernst
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Titel: Schranken des Glücks
Untertitel:
aus: Siebzig Gedichte
S. 63–64
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1907
Verlag: L. Staackmann
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[63]
Schranken des Glücks.


Durch die Seelen der guten Menschen
Bebt ein Seufzer geheimen Wehes,
Stellt ein Schrei verborgener Schmerzen
Selbst in der Stunde des höchsten Glückes. –

5
Wohl umfangen auch sie in berauschter,

Stammelnder Wonne das Glück der Erde,
Und sie vergessen, darein versinkend,
Alles Vergangenen düst’re Beschwerde.
Sie auch pressen in nächtlicher Kammer

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Das Geliebte ans schauernde Herz,

Sie auch taumeln im Tanz des Lebens
Von der Verzweiflung zum lächelnden Scherz.
Und, als lebte mit ihnen im Glücke
Alles, was sie lebendig umkreist,

15
Senden im Glück sie dankende Seufzer

Zu dem „allgütigen Weltengeist“.
Aber sie tragen die stille Mahnung
An das ewige Leid in der Brust;
Werden doch immer sich des gemeinen

20
Erdenloses die Guten bewußt!

Sie mögen allein
Nicht glücklich sein.
Trauernd senken die Guten ihr Antlitz,
Und sie erglühen in schmerzlicher Scham

25
Vor dem strengen, düsteren Weltgesichte,

Das ihnen im Flug der Träume kam.

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Den eignen Glücksstern sehn sie erblinden

In einer Nacht von fremdem Leid;
In gleicher Sekunde jauchzt ihr Herz –

30
Und zittert in weinender Einsamkeit. –


Ach, durch die Seelen der guten Menschen
Bebt ein Seufzer geheimen Wehes,
Stellt ein Schrei verborgener Schmerzen
Selbst in der Stunde des höchsten Glückes. –